Nissan will Talfahrt in Europa stoppen

Nissan hat in Europa mehrere Jahre massiven Schrumpfens hinter sich, doch 2023 sieht sich die Marke wieder im Aufwind. "2023 wird ein Jahr des Wachstums", sagte Europa-Verkaufs- und Marketingchef Jordi Vila der Automobilwoche. "Wir bleiben in Europa, denn Europa ist für unsere Elektrifizierungsstrategie wichtig."

"Nach einigen Jahren der Stagnation haben wir wieder einen soliden Wachstumsplan und neue Produkte. Wir erwarten, im Fiskaljahr 2023/24 (per Ende März 2024) den Absatz um 30 Prozent zu steigern."

Zwischen April 2022 und Januar 2023 hatte Nissan in Europa 231.326 Fahrzeuge verkauft, 5,0 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit konnte der Abwärtstrend der Vorjahre deutlich abgebremst werden, denn ein Jahr zuvor hatte der Autobauer im gleichen Zeitraum noch 19,1 Prozent an Volumen eingebüßt.

Nissan habe Europa wieder als einen seiner "Kernmärkte" definiert, was der Region mehr Gewicht in der Gesamtstrategie des Konzerns gebe. Weitere Kernmärkte von Nissan sind Japan, China und die USA. 2020 war Europa aus der Liste der Kernmärkte entfernt worden.

"Wir haben großes Potential in Europa und deshalb haben wir nicht vor, unser großes Vertriebsnetz in der Region zu verkleinern", sagte Vila der Automobilwoche. Dies bedeute zwar nicht, dass nicht der eine oder andere Handelspartner ausscheiden werde, doch damit sei keine Strategie verbunden. "Wir brauchen unser Netz, wir brauchen unsere Partner", sagte Vila.

Beim geplanten Wachstum komme es Nissan nicht auf Marktanteile an, sondern auf profitables Wachstum. "Wir haben keine verrückten Wachstumspläne, sondern realistische."

Diese basierten vor allem auf der Erneuerung und dem Ausbau des elektrischen Produktportfolios. Bis Ende 2030 will der Autobauer weltweit allein 19 rein elektrsiche neue Modelle auf den Markt bringen als Teil seines Planes "Nissan Ambition 2030." So stellte Nissan bei der jüngsten Automesse in Schanghai gleich mehrere Neuheiten vor allem für den chinesischen und asiatischen Markt vor, insbesondere das SUV Arizon.

Große Bedeutung für Nissans Präsenz in Europa hat das britische Werk in Sunderland. Dort baut der Autobauer derzeit gemeinsam mit Envision AESC eine Batterie-Gigafactory, die ab 2025 Batterien mit einer Kapazität von zunächst rund zwölf GWh jährlich produzieren soll. Im Endausbau soll das Werk eine Kapazität von 35 GWh jährlich haben.

Der japanische Autobauer hatte unter dem früheren Konzernchef Carlos Ghosn lange Zeit auf Volumen gesetzt und Marktanteile auch mittels ständiger Rabattangebote erkauft. Diese Push-Strategie wurde beendet, was mit erheblichen Einschnitten bei den Marktanteilen einher ging.

In Spanien wurde Ende 2021 das Werk in Barcelona geschlossen, wo zuletzt der Navara, der Pathfinder und der Transporter NV200e gebaut wurden. Nicht zuletzt dank der Schließung dieses Werkes konnte Nissan seine Kosten in Europa binnen Jahresfrist um 30 Prozent senken.