In den Belegschaften von Ford in Saarlouis und den benachbarten Zuliefererbetrieben stehen die Zeichen auf Sturm. "Die Kollegen sind kampfbereit und wollen sich nichts mehr gefallen lassen", sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Völklingen, Lars Desgranges, der Deutschen Presse-Agentur. Fast genau ein Jahr ist vergangen, seit Ford am 22. Juni 2022 die Entscheidung verkündet hatte, dass das Werk Valencia den Zuschlag für die neue Elektroauto-Plattform erhält. Damit wurde zugleich das Ende für die Focus-Produktion 2025 in Saarlouis besiegelt.
Jetzt könnte mit dem Jahrestag nicht nur eine große Belegschaftsversammlung, sondern auch der Startschuss für Demos und Streiks bevorstehen. "Wir bereiten gerade bei Ford und den Zuliefererbetrieben alles vor für den Fall, dass wir in einen Arbeitskampf gehen müssen", so Desgranges. Aktuell gibt es bei Ford noch 4400 Beschäftigte, in den elf Zuliefererbetrieben des Supplier-Parks sind es rund 1300. An diesem Dienstag sollen alle Gewerkschaftsmitglieder von Ford in Saarlouis über die nächsten Schritte informiert werden.
Ford habe im vergangenen Jahr einen Zeitplan angekündigt, wonach bis Ende des ersten Quartals 2023 ein Investoren-Prozess abgeschlossen und somit auch eine langfristige Zukunft für den Standort erarbeitet werden sollte. "Jetzt haben wir Juni und nichts davon ist eingetreten. Stattdessen wird immer nur gut zugeredet nach dem Motto, man befinde sich in der Endphase", sagte Desgranges. Doch jetzt wolle man nicht mehr warten. "Sollte bis zum 22. Juni kein Investor präsentiert werden, müssen wir davon ausgehen, dass keiner da ist", so der Gewerkschafter. Dann könne ein Arbeitskampf drohen. Zumal die Situation aktuell dafür ideal sei: Zwei Jahre vor dem Auslaufen der Focus-Produktion sei das Werk "hervorragend ausgelastet".