Bosch fürchtet Überregulierung bei KI

Der Bosch-Konzern sieht in der Künstlichen Intelligenz einen wesentlichen Treiber von Geschäftsmodellen der Zukunft. Das Unternehmen will dabei vor allem die Daten mit dem eigenen Domänenwissen über die physische Welt wie etwa Gebäude, Verkehr oder Industrie verknüpfen. "Wir haben bei der industriellen Künstlichen Intelligenz einen riesigen Vorteil", sagt Michael Fausten, Strategiechef für diesen Bereich bei Bosch.

Er fürchtet allerdings eine Überregulierung innerhalb der Europäischen Union, die mit dem so genannten AI-Act eine gesetzliche Basis im Umgang mit Künstlicher Intelligenz schaffen will. "Wenn die Hürden in Europa zu hoch sind, dann wird es in den USA oder China gemacht", so Fausten. Eine Regulierung sei zwar wichtig und müsse Schaden von der Menschheit abwenden, gleichzeitig aber auch Möglichkeiten für die Industrie schaffen und Innovation nicht abwürgen. "Wir wollen eben nicht nur den Fairness-Pokal", so Fausten.

Als Vorbild nannte Fausten die von der Industrie selbst geschaffenen "Functional Safety Rules" für Fahrzeuge nach der Norm ISO 26262. Darin sind Standards für Komponenten der Elektronik-Architekturen definiert, die einen sicheren Betrieb auf der Straße gewährleisten sollen. Grundsätzlich gehe es dabei auch um die Einteilung in einen weniger risikobehafteten Einsatz von KI und einem solchen mit einem höheren Risiko. Als Beispiel nennt Fausten die Medizin, wo eine Fehlentscheidung schnell zur Gefährung von Menschenleben führen könne.

Wichtig sei aber, dass beispielsweise nicht jeder Einsatz von KI als ein Hochrisiko-System klassifiziert werde. "Die Bandbreite sollte hier ausgewogen sein", sagte Fausten. Bosch selbst habe sich bereits auf ein eigenes Wertesystem beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz verpflichtet. Zwar müsse sich das Unternehmen auch den Regeln der Märkte anpassen. "Wenn wir das aber von unserem Wertekanon nicht abgebildet sehen, dann machen wir es nicht", sagte er mit Blick auf das von totalitären Staaten betriebene Social Scoring, mit der die Vertrauenswürdigkeit einer Person analysiert werden soll.

Bosch beschäftigt alleine im wissenschaftlichen Bereich 270 KI-Experten und sieht sich damit in einer weltweit starken Position. Das Unternehmen hat bereits 1000 KI-Erfindungen zum Patent angemeldet und arbeitet mit den weltweit führenden Universitäten und Instituten zusammen. Im Rahmen eines Trainingsprogramms sollen 30.000 Mitarbeiter im Bereich der KI geschult werden, 26.000 davon haben das Programm bereits absolviert. In einem Programm für Führungskräfte geht es in erster Linie um die geschäftlichen Aspekte der KI. Die Potenziale sollen in der nächsten Phase gehoben werden. "Die Experten gehen jetzt in die Domänen hinein", so Fausten.

In den vergangenen Jahren hat sich die Entwicklung der KI vor allem durch so genannte "Foundation Models" erheblich beschleunigt. Zu ihnen gehört beispielsweise auch das Sprachprogramm ChatGPT, das Texte generieren oder Computerprogramme schreiben kann. Diese Systeme gelten als besonders leistungsstark, weil sie auf eine riesige Datenmenge zurückgreifen und Aufgaben strukturiert abarbeiten können. Möglich ist dies auch durch die sprunghaft gestiegene Rechenleistung von Computern. So mussten früher beim automatisierten Fahren beispielsweise Verkehrssignale wie Ampeln oder Temposchilder einzeln trainiert werden, während die Bildverarbeitung heute beides herausfiltern kann.

Bosch nutzt KI bereits in vielen Bereichen, etwa bei der unternehmenseigenen Datenbank, aber auch bei der Chipfertigung zur Erkennung von Anomalien oder optimalen Auslatung der Maschinen in der Produktion. "Im Bereich KI beginnt durch die technologischen Durchbrüche ein ganz neues Kapitel", sagt Bosch-Geschäftsführerin Tanja Rückert. Dieser Fortschritt werde nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche und auch Abläufe in Unternehmen beeinflussen. "Dieses Potenzial wollen wir für Bosch nutzen – für unsere Kunden und unsere Mitarbeiter."

Aus dem Datencenter:

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