Mercedes erhöht Budget für Weiterbildung

Daten und Künstliche Intelligenz (KI) spielen in der Autoindustrie eine immer wichtigere Rolle. Doch meist sind die Spezialisten dafür auf dem Arbeitsmarkt nur schwer zu bekommen. Auf der anderen Seite fallen in den kommenden Jahren im Bereich des Verbrennungsmotors viele Jobs weg. Der Autobauer Mercedes hat daher eine groß angelegte Weiterbildungsoffensive gestartet, um seine Mitarbeiter in Zukunft bedarfsgerecht einzusetzen. Dafür investiert das Unternehmen nun weltweit zwei Milliarden Euro bis 2030. Bisher waren 1,3 Milliarden Euro für Deutschland allein vorgesehen.

„Für die erfolgreiche Gestaltung der Transformation brauchen wir nicht nur die richtigen digitalen Tools und generativen KI-Anwendungen im Unternehmen. Noch wichtiger ist ein Team, das sich auf den Wandel einlässt und seine digitalen Kompetenzen ständig erweitert", sagt Personalchefin Sabine Kohleisen. Allein 2023 würden 600 Mitarbeiter in Pilotprogrammen aus Produktion und Verwaltung fortgebildet. Erste Absolventen haben nun ihre Zertifikate als Datenspezialisten erhalten. "Jeder hatte am Ende mehrere Jobangebote auf dem Tisch, für die eigentlich ein akademischer Abschluss notwendig ist", sagt beispielsweise Volkan Özmen, der am Programm D-Shift teilgenommen hat. Bevor Bewerber von außen eingestellt würden, sollten zunächst Mitarbeiter qualifiziert werden, fordert er.

Die Offensive läuft unter dem Namen Turn2Learn. Dabei können Beschäftigte selbstbestimmt und flexibel für die bisherige Tätigkeit oder in der Zukunft benötigte Jobs lernen. Das Angebot reicht von komprimierten Trainings über Lernpfade bis hin zu akademischen Abschlüssen. Die Qualifizierungen konzentrieren sich auf die Kompetenzen, die der Konzern in Zukunft stärken will. So gibt es Programme etwa zu Data Science für Einsteiger, Cloud Solution Architect, Hybrides Arbeiten, Projektmanagement bis zu Nachhaltigkeitsthemen. Seit der Einführung seien bereits eine Million Zugriffe auf die Lerninhalte erfolgt. Allein seit Anfang des Jahres hätten rund 120.000 Beschäftigte etwa 900.000 Stunden für Qualifizierungen investiert.

Neben datenbasierten Lösungen zieht auch die Künstliche Intelligenz immer stärker in Produktionsprozesse und die Fahrzeuge ein. Mitte Juni hatte das Unternehmen bekanntgegeben, die Sprachsteuerung mit Hilfe der generativen KI ChatGPT noch intuitiver zu machen. Zudem testet Mercedes ChatGPT in der Produktion. Der Einsatz intelligenter Tools im digitalen Ökosystem der Produktion MO360, das erstmals 2020 eingeführt wurde, soll damit beschleunigt werden. Ziel ist unter anderem, die Analyse von Produktionsdaten beispielsweise aus dem Qualitätsmanagement zu optimieren. ChatGPT soll die Mitarbeiter als universelle, sprachbasierte Schnittstelle in der Produktion unterstützen.

Aus dem Datencenter:

Skills-Lücke der deutschen Automobilindustrie