Aus seinem Büro im 101 Meter hohen Vierzylinder-Hochhaus in München kann BMW-Chef Oliver Zipse zufrieden auf das Stammwerk des Premium-Herstellers unter sich blicken. BMW legte solide Halbjahreszahlen vor und hob entsprechend seine Jahresprognose an. Doch für die gesamte deutsche Wirtschaft fällt die Bestandsaufnahme des BMW-CEOs weit weniger positiv aus.
In einer Gesprächsrunde mit Journalisten anlässlich der Halbjahreszahlen warnte Oliver Zipse vor einer Deindustrialisierung im Land: "Die Deindustrialisierung Deutschlands nimmt schleichend Fahrt auf. Nicht so sehr in den Dax-Konzernen, aber im Mittelstand, von dem wir ja auch ein Stück weit abhängig sind." Speziell die Situation der Zulieferer umtreibt Zipse: "Immer mehr Zulieferer spielen mit dem Gedanken, Deutschland den Rücken zu kehren, weil im Ausland das Wachstum stattfindet."
Der neue BMW-CFO Walter Mertl sieht die hohen Energiepreise dafür mitverantwortlich: "Wir werden in der kompletten Lieferkette Schwierigkeiten haben, wenn die Energiepreise weiter steigen. Dieses Thema sehen wir in China und den USA so nicht."