Mercedes verkauft Heycar-Anteile

Der Druck auf die Gebrauchtwagenplattform Heycar wächst. Autobauer Mercedes hat seine Anteile verkauft und steigt bei dem Tochterunternehmen von VW Financial Services aus. Damit verstärken sich die Schwierigkeiten der vergangenen Monate weiter.

"Wir haben uns aus strategischen Gründen entschieden, unsere Beteiligung an Heycar zu veräußern“, bestätigte eine Sprecherin von Mercedes-Benz Mobility gegenüber der Automobilwoche. Mercedes hatte einen Anteil von 20 Prozent. Das Onlinemagazin Finance Forward hat als erstes über das Thema berichtet.

Der Stuttgarter Hersteller will den Fokus stärker auf seine eigenen Angebote richten. "Mit dem Mercedes-Benz Gebrauchtwagen Online Store bieten wir den Verkaufsprozess im Gebrauchtwagenverkauf vollständig online an: von der Suche, über die Auswahl bis hin zur Finanzierung des Fahrzeugs.“ Der Mercedes-Benz Handel habe damit eine zusätzliche Möglichkeit.

Mit Heycar ist die VW-Tochter 2017 angetreten, um den beiden Platzhirschen Mobile.de und Autoscout24 die Stirn zu bieten. Doch trotz hoher Investitionen ist die Plattform nie an die beiden Wettbewerber herangekommen.

Um auf breiter Front gegen die digitalen Dienstleister anzutreten, hat Heycar andere Hersteller ins Boot geholt: Neben Mercedes-Benz Financial Services beteiligten sich auch die Volkswagen AG sowie seit 2021 die Renault Group mit Mobilize Financial Services und der Versicherungskonzern Allianz.

Zudem ist der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe in Form einer stillen Beteiligung sowie diverse Handelsgruppen an der Onlineplattform beteiligt.

Die Schwierigkeiten der Plattform nehmen zu. In seinen guten Zeiten hatte das VWFS-Start-up rund 500 Mitarbeiter. In den vergangenen Monaten baute Heycar jedoch Stellen ab. Medienberichten zufolge wollte Heycar etwa jede sechste Stelle streichen. Vor allem in Deutschland.

Die Heycar-Mutter Mobility Trader Holding will die Plattform neu ausrichten. Das Unternehmen will sich ab Herbst 2023 neu aufstellen und restrukturieren. Der Fokus soll künftig auf den Gebrauchtwagen-Märkte Großbritannien, Frankreich und Deutschland liegen.

Spanien spielt dagegen keine Rolle mehr. „Heycar hat Umstrukturierungsmaßnahmen in Spanien durchgeführt, die zu einem Rückzug vom spanischen Markt geführt haben“, bestätigte das Unternehmen der Automobilwoche.

Für viele Händler kam die Plattform nie über die zweite Reihe hinaus. Vor allem für Mehrmarkenhändler, die die VW-Konzernmarken nicht vertrieben. Die Besitzverhältnisse spiegeln sich im Angebot wider: In der Regel sind mehr als drei Viertel der auf der Plattform angebotenen Gebrauchten Modelle aus dem VW-Konzern.

Doch auch die Händler der VW-Konzernmarken hat die Plattform zuletzt zunehmend verloren. Ein entscheidender Grund: die Auseinandersetzungen zwischen VWFS und den Vertriebspartnern. Die VW-Tochter drängte in den vergangenen Jahren zunehmend in den Gebrauchtwagenmarkt. Die Händler fürchteten um ihre Geschäfte.

Der Eklat folgte im Frühjahr 2023: Der VW- und Audi-Partnerverband (VAPV) ging eine Kooperation mit Heycar-Wettbewerber Autoscout24 ein. Alexander Sauer-Wagner, Sprecher der Geschäftsführung des VAPV, stellte im Rahmen der Kooperation klar, dass die Partner "kein Interesse an einer Börse haben, die sich als Vertriebler neben dem Handel platzieren möchte."

Mit der Neuaufstellung hofft Plattform will sich die Plattform für den Handel attraktiver gestalten. „Wir sind der festen Überzeugung, dass diese Fokussierung großen Mehrwert für unsere bestehenden Händlerpartner schaffen kann“, so die Mobility Trader Holding. Heycar verstehe sich nach wie vor als Online-Gebrauchtwagenplattform, die sich konsequent an den Bedürfnissen der Händlerpartner ausrichtet. Daran ändert auch die Restrukturierung nichts.

Aus dem Datencenter:

B2B-Preisentwicklung für Gebrauchtwagen 2015 bis 2023