Zulieferer ohne zweite Chance

Zulieferer bekommen immer seltener eine zweite Chance. Das offenbart die steil sinkende Rettungsquote für insolvente Unternehmen in Deutschland. Die Zahlen wurden von der Unternehmensberatung Falkensteg für die Automobilwoche erhoben. Die Rettungsquote zeigt, wie viele insolvente Zulieferer im Folgejahr zum Stichtag 30. Juni verkauft oder über einen Insolvenz-plan saniert wurden.

2022 meldeten 33 Firmen mit mehr als zehn Millionen Euro Umsatz Insolvenz an. Davon konnten bis Juni 48,5 Prozent gerettet werden, darunter der Akustikspezialist Borgers. Zum Vergleich: 2021 lag die Quote bei 56,6, ein Jahr zuvor bei 64,3 Prozent. Besserung ist nicht in Sicht: „Die Rettungsquoten werden Jahr für Jahr schlechter werden“, prognostiziert Falkensteg-Partner Jonas Eckhardt.

Die Unternehmen bleiben außerdem deutlich länger in einem Insolvenzverfahren als in den Jahren zuvor. Das stark gestiegene Zinsniveau, die unsichere Wirtschaftslage und das Branchenumfeld selbst erschweren die Refinanzierung. Die Kaufpreise sinken dementsprechend. „Und insolvente Zulieferer rund um den Verbrennungsmotor sind nahezu unverkäuflich“, sagt Eckhardt. Kaum ein Geldgeber werde langfristige Kredite an Unternehmen vergeben, deren Geschäftsmodell in spätestens zehn Jahren ausläuft.

Die schwierige Lage der Zulieferer belegt auch eine Studie der Beratung Deloitte. 13 Prozent der untersuchten Firmen sind in ernsten finanziellen Problemen und nur 56 Prozent gesund. Auch VDA-Präsidentin Hildegard Müller sieht viele deutsche Zulieferer vor ihrer bisher größten unternehmerischen Herausforderung.

Aus dem Datencenter:

Die 100 umsatzstärksten Automobilzulieferer weltweit 2022