König-Gruppe wird Großhändler

Die König-Gruppe steigt in den Großhandel ein: Das Tochterunternehmen e-Schwalbe Vertriebsgesellschaft steht in den Startlöchern und hat in Deutschland mit der Händlerakquise begonnen.

Neuzugang Robert Klein soll als Chief Business Development Officer den Aufbau des Händlernetzes für den elektrischen Roller vorantreiben. Klein sammelte zuvor Erfahrungen bei BMW und Renault sowie bei verschiedenen Unternehmensberatungen.

"Seine beeindruckende Laufbahn und sein breites Wissen in den Bereichen Vertrieb, Business Development und Elektromobilität machen ihn zur idealen Besetzung für die Entwicklung unseres Händlernetzwerks im aufstrebenden europäischen Markt für elektrische Roller", so König-Chef Dirk Steeger.

Während Klein seinen Fokus eher auf die Netzentwicklung richtet, stellt Steeger die strategischen Weichen für Marketing und Vertrieb. Zudem bringt Martin Schröder, der bei der König-Gruppe den Zweirad-Bereich verantwortet, seine Expertise ein.

„Die e-Schwalbe Vertriebsgesellschaft läuft als völlig eigenständiges Unternehmen und hat mit den anderen Geschäftsbereichen der König-Gruppe nichts zu tun“, sagt König-Prokurist Dirk Schumacher.

In einem ersten Schritt soll ein Händlernetz in Deutschland aufgebaut werden. Doch Steeger denkt weiter: Er hat sich die Vertriebsrechte für ganz Europa gesichert. Steht der Vertrieb auf dem Heimatmarkt, folgt der Netzaufbau in anderen europäischen Ländern.

„Die e-Schwalbe ist die moderne Transformation einer zeitlosen Kultmarke“, sagt Steeger. „Wir sehen hier großes Potenzial, in Deutschland und Europa zu wachsen.“ Elektroroller sind beliebt und die Absatzzahlen steigen stetig.

In Deutschland plant das Unternehmen ein Netz mit rund 100 Standorten. Die König-Gruppe selbst wird sich auf den Großhandel konzentrieren. Weniger als eine Handvoll eigener Standorte sind geplant, darunter ein Flagship-Store und ein Pop-up-Store in Berlin.

Am Wochenende findet ein Treffen mit rund 50 potenziellen Partnern statt, darunter Vertreter von großen und kleineren Autohausgruppen sowie Motorradhändlern. Sie sollen einen Blick auf das Produkt und einen Eindruck von den weiteren Plänen bekommen: Konditionen, Store-Konzepte, Margen.

Die Schwalbe prägte einst das Straßenbild der ehemaligen DDR. Simson produzierte den „Kleinroller“ ab 1964 in Suhl. Insgesamt wurden mehr als eine Million Einheiten gebaut. Nach der Wiedervereinigung entwickelte die Schwalbe einen gewissen Kultstatus. Der in München ansässige Hersteller Govecs lässt die Schwalbe in der Nähe von Frankfurt/Oder auf der polnischen Seite produzieren.

Die e-Schwalbe soll zunächst als 50er Roller mit Wechselbatterie zu erhalten sein. Ein weiteres Modell (125er) ist geplant. Die Preise für die kleine Version sollen je nach Ausstattung zwischen 8000 und 10.000 Euro liegen.

Nicht ganz günstig: „Im Gegensatz zur König-Gruppe wird die e-Schwalbe Vertriebsgesellschaft nicht preisaggressiv unterwegs sein“, sagt Schumacher. Das Zweirad soll nicht über den Preis, sondern über das Produkt verkauft werden. „Deshalb gibt es auch eine klare Trennung zu den Aktivitäten der König-Gruppe.“

Das Autohaus hat in den vergangenen Jahren sein Engagement im Zweiradbereich deutlich ausgebaut. Mittlerweile hat die König-Gruppe 14 Vespa- und Piaggo-Standorte. In den ersten sieben Monaten 2023 verkaufte der Händler rund 2200 Roller, im vergangenen Jahr waren es insgesamt rund 2.800 Einheiten.

Bislang war die König-Gruppe vor allem im Autohandel aktiv: Im vergangenen Jahr erzielte sie mit dem Verkauf von 34.000 Neuwagen und 18.000 Gebrauchten einen Umsatz von 912 Millionen Euro.

Der Einstieg in den Großhandel mit Zweirädern dürfte erst der Anfang sein. Verläuft er erfolgreich, könnte die König-Gruppe die neue Rolle auch auf den Pkw-Bereich ausweiten.

Aus dem Datencenter:

Die 100 größten Autohandelsgruppen in Deutschland 2022