Die Berufung von Hans Dieter Pötsch in den Volkswagen-Aufsichtsrat und sogar an die Spitze des Gremiums war von Beginn an umstritten. An den Kompetenzen des damaligen VW-Finanzvorstands zweifelte niemand, als die Entscheidung im Herbst 2015 erfolgte. VW-Patriarch Ferdinand Piëch war im April als Chef des Aufsichtsrats zurückgetreten, nachdem er einen Machtkampf mit Vorstandschef Winterkorn verloren hatte.
Doch gab es auch deutliche Kritik an der Berufung des heute 68-jährigen Pötsch, die auf einer naheliegenden Interessenkollision beruhte: Gerade war der Dieselskandal aufgeflogen. Es war klar, dass der Aufsichtsrat die Aufarbeitung vorantreiben – und sich dabei auch intensiv mit der Rolle des VW-Vorstands befassen musste. Und genau dem gehörte Pötsch damals bereits seit rund zwölf Jahren als Finanzvorstand an. Als AR-Chef müsste er also im Extremfall seine eigenen, früheren Handlungen als Finanzvorstand kritisch hinterfragen – oder gar über Regressforderungen gegen sich selbst entscheiden. In einer VW-Hauptversammlung lautete ein Aktionärsvorwurf, man habe „den Bock zum Gärtner“ gemacht.
Doch 2015 mangelte es Volkswagen offenbar an Alternativen für den Aufsichtsratsvorsitz. Und abgesehen von dem Interessenkonflikt sprach auch alles für Pötsch.