Finanzierungsvolumen wächst bis 2030 um 100 Milliarden Euro

Im Rahmen der Transformation der Automobilbranchen gewinnen Finanzinstitute zunehmend an Bedeutung. „Der europäische Markt der Mobilitätsfinanzierung wächst nach unserer Berechnung bis 2030 auf rund 425 Milliarden Euro“, sagt Benjamin Köck, Associate Partner McKinsey (Wien). Derzeit hat der Markt ein Volumen von rund 330 Milliarden Euro.

Bis 2030 legt der Markt jährlich um rund vier Prozent zu. Insgesamt rechnet die Unternehmensberatung mit einem Plus von rund 25 bis 30 Prozent.

Das biete Chancen für Captives und Non-Captives sowie Start-ups. Ein entscheidender Faktor: die richtige Aufstellung. „Unternehmen, die von diesem Wachstum profitieren wollen, müssen im traditionellen Geschäft mit Leasing und Finanzierung extrem kosteneffizient aufgestellt sein“, sagt Ursula Weigl, Partnerin McKinsey (München).

Dies ermöglicht die notwendigen Freiräume. Denn „nur dann ist es möglich, die notwendigen Ressourcen in IT, Digitalisierung und Analytik entsprechend aufzubauen“, ergänzt Weigl. Diese seien die Schlüsselpositionen für den künftigen Erfolg.

Die beiden Finanzexperten gehen davon aus, dass sich in den traditionellen Geschäftsfeldern wie Neu- und Gebrauchtwagenfinanzierung nur wenig ändert. Wer profitieren will, muss sich also an den neueren Entwicklungen orientieren. Dabei ist Wachstum in den Segmenten durchaus drin, allerdings in einer anderen Form.

„Das Gebrauchtwagenleasing gewinnt nach unserer Einschätzung weiter an Bedeutung“, sagt Weigl. Ein zusätzliches Leasingvolumen von rund 20 Milliarden Euro ist bis 2030 denkbar.

Doch das Geschäft ist nicht leicht. Das zeigt nicht zuletzt die Entwicklung der vergangenen beiden Jahre. Zunächst waren Gebrauchte rar, die Preise schossen in die Höhe. Nun stehen die Höfe wieder voll. Die Preise gehen deutlich zurück.

„Wer Erfolg haben will, muss den richtigen Umgang mit Restwerten beherrschen. Dazu gehören auch stabilisierende Maßnahmen“, sagt Weigl. In Westeuropa seien diese Fähigkeiten bei vielen Herstellern noch nicht so ausgeprägt.

Mehr noch: Im Vergleich zu Wettbewerbern haben sie nach Köcks Einschätzung sogar das Nachsehen: „Im Umgang mit Restwerten sind die Flottenmanager den Herstellern und Captives weit voraus, diese müssen die Fähigkeiten erst noch ausbauen.“

Das gilt vor allem dann, wenn die Hersteller ihre Pläne umsetzen wollen und künftig nicht nur einmal am Fahrzeug verdienen wollen, sondern am gesamten Lebenszyklus. Denn dieses Konzept sieht vor, dass die Fahrzeuge mehrmals zum Hersteller und der Captive wieder zurückkommen.

Das Konzept bietet nicht nur in direktem Zusammenhang mit dem Fahrzeug gute Chancen, sondern auch darüber hinaus. „Der Lifecycle-Ansatz darf nicht nur auf den Leasingvertrag reduziert werden, Aftersales und Service spielen in der Strategie ebenfalls eine wichtige Rolle“, so Köck.

Doch auch neue Segmente wie Mikromobilität bieten Chancen. Hier rechnen die McKinsey-Experten mit einem zusätzlichem Finanzierungsvolumen bis zu 25 Milliarden Euro in den nächsten sieben Jahren.

„Wer in der Finanzierung der Mikromobilität erfolgreich sein will, braucht einen Mehrmarkenansatz“, sagt Köck. „Entsprechend haben Non-Captives und Start-ups erst einmal eine bessere Ausgangsposition als Captives.“

Aus dem Datencenter:

Neugeschäft Kfz-Finanzierung 2022 in Deutschland