Wege aus der Identitätskrise von Continental

Fast drei Jahre ist es her, dass der Aufsichtsrat von Continental Nikolai Setzer zum neuen Vorstandschef beförderte. Betriebsratschef und Aufsichtsratsmitglied Hasan Allak verband die Gratulation mit einer Mahnung: „Die Belegschaft erwartet von Ihnen und Ihrem Vorstandsteam eine fundierte Strategie mit verlässlichen Perspektiven für die Zukunft.“ Doch wie die Strategie aussieht und welche Perspektiven bestehen, ist derzeit ungewisser den ja. Auch in der niedrigen Börsenbewertung spiegelt sich die Identitätskrise.

Die Gerüchte überschlagen sich derzeit, wie es mit dem Konzern weitergeht. Setzer und Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle, dessen Mandat Ende April 2024 ausläuft, spielen offensichtlich diverse Szenarien durch, um vor allem das darbende Automotive-Geschäft flott zu bekommen.

Zuletzt wurde spekuliert, dass der Zulieferer das Zukunftsgeschäft mit dem autonomen Fahren in ein Gemeinschaftsunternehmen einbringen könnte. Sogar eine Rolle Contis als Partner mit einer Minderheitsbeteiligung sei denkbar. Jürgen Pieper, freier Automobilanalyst, hält davon wenig: „Das autonome Fahren ist bei Continental Automotive der mit Abstand wichtigste Bereich und gleichzeitig auch der zukunftsträchtigste mit den langfristig größten Potenzialen.“ Für ihn wäre es unverständlich, wenn sich Continental „mit der Rolle des Juniorpartners begnügen würde“. Betriebswirtschaftlich könnte eine Partnerschaft jedoch durchaus sinnvoll sein.

Pieper hält es aus finanzieller Sicht für wesentlich aussichtsreicher, den Industriebereich ContiTech zu verkaufen „und so Geld für den Konzern zu generieren“. Der Dax-Konzern besteht aus den drei Bereichen Automotive, Reifen und ContiTech. Experten aus der M&A-Branche sind allerdings skeptisch, ob sich derzeit vernünftige Verkaufspreise erzielen lassen.

Als Partner für den Bereich autonomes Fahren kommen für Pieper gegebenenfalls Unternehmen infrage, die nicht unbedingt ihre Stärken in den Conti-Domänen Fahrwerk, Chassis oder Bremssysteme haben. „Sinnvoll wäre ein US-Unternehmen, da die dortigen Konzerne derzeit technologisch hinter europäischen und asiatischen Unternehmen ins Hintertreffen geraten sind.“ Auch Interessenten aus Südkorea hält er für eine Option. Es bleibe ohnehin abzuwarten, wie sich Großaktionär Georg Schaeffler entscheidet.

Dazu aus dem Datencenter:

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