Einer Vitesco-Übernahme durch Schaeffler steht laut einhelliger Meinung inhaltlich nichts im Wege. Es geht aber noch um den Preis. Es werde noch gepokert, heißt es in Unternehmenskreisen.
91 Euro bietet Schaeffler pro Aktie. Die Vitesco-Aktionäre David Einhorn und Harris Associates signalisierten aber bereits, dass sie gerne mehr hätten.
Einer der Vitesco-Investoren, Greenlight, hatte das Unternehmen im Frühsommer auf einer Investorenkonferenz vorgestellt. Demnach sei Vitesco ein Star der Branche und vorbildhaft in der Transformation – und gegenwärtig "massiv unterbewertet". Die Elektrostrategie, die Vitesco ebenfalls mitbringt, sei "free peanut butter" für Investoren.
Die Familie Schaeffler ist bereits größte Aktionärin von Vitesco und will den Zusammenschluss. Der Vitesco-Vorstand lässt das Übernahmeangebot gerade von einem Sonderausschuss des Aufsichtsrats prüfen, aber das sei rechtlichen Gegebenheiten geschuldet. CEO Andreas Wolf sagte kürzlich der "FAZ": "Der Vorstand prüft das Angebot, ob es im Interesse aller Stakeholder ist, und der Aufsichtsrat ist parallel dazu verpflichtet, seine Meinung dazu zu bilden."
Der Preis ist ebenfalls Thema: Es wird auch geprüft, ob die gebotenen 91 Euro pro Vitesco-Aktie – ein Aufschlag von 20 Prozent zum Durchschnittskurs der drei Monate zuvor – werthaltig genug seien für die Aktionäre.
Am 15. November wird Schaeffler das Übernahmeangebot formell veröffentlichen. Dann haben die Vitesco-Aktionäre vier Wochen Zeit, ihre Papiere zum Preis von 91 Euro zu verkaufen. Verkaufen sie nicht, werden sie Aktionäre des neuen Unternehmens. Bei einer Hauptversammlung im Frühjahr 2024 soll der Weg für Schaeffler-Vitesco freigemacht werden. Ein Name für das neue Unternehmen ist noch nicht bekannt.
Noch muss aber die erste Hürde mit der Vorlage des formellen Angebots gewuppt werden. Ob sich die Vitesco-Gremien in einer sogenannten "Begründeten Stellungnahme" kritisch dazu äußern, wird spannend zu sehen sein.
Am 9. Oktober hatte Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld die geplante Verschmelzung beider Firmen angekündigt. Daraus entstünde ein Zulieferkonzern für E-Mobilität mit 120.000 Beschäftigten und 25 Milliarden Euro Umsatz.
Die Vitesco Technologies Group entwickelt und produziert Komponenten und Systemlösungen für den Antriebsstrang von Hybrid- und Elektrofahrzeugen sowie für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Das Portfolio umfasst nach Angaben des Unternehmens 48V-Elektrifizierungslösungen, elektrische Antriebe und Leistungselektronik für Hybrid- und batterieelektrische Fahrzeuge. Darüber hinaus werden elektronische Steuerungen, Sensoren, Aktuatoren, Turbolader, Hydraulikkomponenten und Pumpen sowie Lösungen für die Abgasnachbehandlung angeboten.
Vitesco gehörte einst zur Continental AG, an der die Familie Schaeffler ebenfalls maßgeblich beteiligt ist. Christoph Rauwald von Bloomberg urteilt: "Die ehemalige Antriebssparte von Continental passt strategisch gut zu Schaeffler, auch wenn die Zusammenarbeit zu Conti-Zeiten schwierig war.“
Aus dem Datencenter: