Kia-Händler besorgt um Liquidität

Deutschlands Kia-Händler bangen um ihre Liquidität. Grund dafür ist, dass immer mehr Händler die zinsfreie Zeit bei Neuwagen überschreiten. Diese wurde während der Corona-Pandemie von 90 auf 30 Tage heruntergesetzt. Weil Fahrzeuge damals knapp waren, war das kein Problem – das ändert sich nun.

Händler berichten, dass Fahrzeuge infolge der verbesserten Liefersituation deutlich früher als vereinbart geliefert werden, obwohl die Fahrzeuge zum Beispiel wegen laufender Leasingverträge noch nicht an die Kunden übergeben werden können. Bis die Fahrzeuge abgenommen werden, überschreiten viele die zinsfreie Zeit.

Zudem ließen sich Lagerwagen durch den allgemeinen Einbruch der Kundennachfrage deutlich schlechter verkaufen. Von diesen haben allerdings viele Händler in Zeiten der Lieferkrise reichlich vorgeordert. Diese werden nun geliefert, ohne dass es dazu eine passende Nachfrage gäbe. Auch dort werde deshalb vermehrt die zinsfreie Zeit überschritten. Weil die Zinsen für die Zwischenfinanzierung mittlerweile bei sieben bis acht Prozent liegen, reißen die so entstehenden Zinskosten tiefe Löcher in die Bilanzen mancher Händler. "Da gibt es Händler die ernsthaft Liquiditätsprobleme haben", berichtet ein Kia-Partner, der anonym bleiben will.

Ohnehin sei die Lage derzeit angespannt: "Wir leben gerade von den Bestellungen der Vorjahre." Vor allem E-Autos seien kaum gefragt. "Kia ist nicht bewusst, wie kritisch die Lage im Handel derzeit ist", klagt der Händler.

Auch der Kia-Händlerverband ist alarmiert. In einem Rundschreiben an seine Mitglieder, das der Automobilwoche vorliegt, schreibt der Verband, zu früh gelieferte Fahrzeuge bedrohten die Liquidität der Händler. Man habe Kia "bereits vor mehreren Wochen" auf die Thematik angesprochen und Lösungen eingefordert sowie Vorschläge unterbreitet. Unter anderem verlangt der Verband, die zinsfreie Zeit auf 90 Tage zu erhöhen sowie die (vergleichsweise teuren) Elektromodelle nur noch zu den Wunschliefer-Terminen der Kunden an die Händler zu liefern. Trotz Nachfrage habe man bislang allerdings keine Lösungsvorschläge von Kia erhalten.

Kia-Deutschland Geschäftsführer Thomas Djuren teilte dazu auf Nachfrage mit: "Die Thematik ist uns natürlich bekannt. Aktuell sind wir dazu in Gesprächen mit den Kia-Partnern und erörtern verschiedene Ansätze, um den Handel zu unterstützen."

Dass es Gespräche gibt, bestätigen Händler: Man habe das Problem auf den jüngsten Roundtable-Veranstaltungen des Herstellers angesprochen. Es passiere allerdings nichts. Die zinsfreie Zeit wäre besser schon gestern als heute erhöht worden, meint der Kia-Händler und verweist auf ein weiteres Thema in dem Zusammenhang, das für Ärger mit den Kunden sorgt: "Aktuell kommen im Handel derart viele Lagerfahrzeuge an, dass viele Händler ihr Finanzierungslimit bei Kia Finance erreichen." Das führe mitunter dazu, dass bestellte und von den Kunden erwartete Fahrzeuge blockiert werden, bis das Finanzierungslimit durch den Abverkauf von Lagerware wieder unterschritten ist.

Wie viele andere Marken insgesamt ähnliche Probleme haben, ist offen. Der ZDK teilte auf Nachfrage mit, dass man hierzu keine Informationen habe. Klar ist aber, dass definitiv nicht alle Marken betroffen sind. VW-Konzernhändler berichten beispielsweise, dass Zinsbelastungen nach Ablauf der zinsfreien Zeit erstattet werden, wenn Fahrzeuge deutlich zu früh angeliefert werden.