Jeder dritte Skoda-Händler muss gehen

Skoda Deutschland dünnt sein Netz kräftig aus. "Der Importeur will sich von mehr als 100 Händlern trennen“, sagte ein Skoda-Partner der Automobilwoche, der nicht genannt werden will. Im Skoda-Netz kursieren Zahlen zwischen 110 und 130 Kündigungen.

Nachdem die Marke VW Pkw bereits vor fünf Jahren ihr Netz bereinigt hat, war ein Ausdünnen des Skoda-Netzes im Rahmen der Umstellung auf das Agenturmodell erwartet worden. Allerdings überrascht die Größenordnung: Skoda hat rund 330 Investoren (Händler). Damit trennt sich der tschechische Hersteller mit den nun ausgesprochenen Kündigungen etwa von jedem dritten Vertriebspartner.

Skoda Deutschland bestätigte die Kündigungen, wollte sich aber nicht weiter zu dem Thema äußern. „Die Händlerdichte ist in Deutschland am höchsten“, sagte Skoda-Chef Klaus Zellmer gegenüber der Automobilwoche. „Hier haben sich zum Teil die Marktgebiete gegenseitig das Leben schwer gemacht.“ In anderen europäischen Ländern gebe es keinen großen Handlungsbedarf.

Mit den nun ausgesprochenen Kündigungen verfolgt Skoda nicht nur eine Bereinigung in überbesetzten Gebieten, sondern richtet den Fokus verstärkt auf die Zusammenarbeit mit großen Gruppen. Dies sei notwendig um Skalen-Effekte zu erzielen, so Zellmer,

Thomas Peckruhn, Präsident des Skoda-Händlerverbands, lehnte eine Stellungnahme ab. Er verwies auf die Mitgliederversammlung des Verbands am Wochenende in Berlin, wo das Thema auf der Agenda steht und der Verband betroffenen Partnern helfen will.

Beim Automobilwoche Kongress in Berlin verwies Peckruhn auf die Wurzeln der Marke Skoda in Deutschland. „Die kleinen Partner dürfen wir bei der Umstellung zur Agentur nicht verlieren – das ist die DNA von Skoda.“ Sie haben entscheidend zum Aufbau der Marke nach 1991 beigetragen.

Mit rund 530 Vertriebsstandorten ist Skoda Deutschland ins laufende Jahr gestartet. Zum Vergleich: Konzernschwester Seat hat lediglich rund 370 Handelsbetriebe.

Das spiegeln die Marktanteile nicht wider: Skoda erzielte bis Ende Oktober mit knapp 140.000 Neuzulassungen einen Marktanteil von 5,9 Prozent, Seat ist mit rund 110.000 Neuzulassungen bei 4,3 Prozent.

Zur künftigen Ausgestaltung des Netzes wollte sich Skoda nicht äußern, weder wie viel Vertriebsstandorte neu besetzt werden, noch wie sie besetzt werden.

Wie bereits erwähnt geht die Netzbereinigung mit der Umstellung des Vertriebs auf das Agentursystem einher. Das Kompakt-SUV Elroq, das im vierten Quartal 2024 auf den deutschen Markt kommt, ist das erste Elektroauto, das die Partner vermitteln sollen und dafür eine Provision erhalten.  

Die Umsetzung erfolgt schrittweise: Im Jahr 2025 kommt der neue Enyaq hinzu. Künftig sollen dann alle Elektrofahrzeuge an Privatkunden und Kunden mit kleinen Flotten vermittelt werden.

Skoda-Chef Zellmer geht dann davon aus, dass der Hersteller ab 2028 mehr Elektroautos als Verbrenner verkauft.

Durch die Umstellung auf das Agenturgeschäft will Zellmer das System um bis zu zwei Prozent effizienter gestalten. Bei einer derzeitigen Händlermarge von 16 bis 18 Prozent könnten also die Vertriebskosten um zehn Prozent und mehr sinken.

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Skoda 2024 bis 2026