Zwei ZF-Standorten droht das Aus

Für zwei deutsche Werke des Zulieferers ZF Friedrichshafen wird es eng. Betroffen sind zwei Standorte in Nordrhein-Westfalen, für die das Unternehmen keine wirtschaftliche Perspektive sieht. Zum einen das Stoßdämpferwerk in Eitorf bei Bonn, zum anderen das Lenkungswerk im Gelsenkirchener Stadtteil Schalke. Nach den Übernahmen von TRW und Wabco drückt ZF eine hohe Schuldenlast. Vorstandschef Holger Klein hat dem Zulieferer einen Sparkurs verordnet, um vor dem Hintergrund multipler Krisen die Transformation stemmen zu können.

„Wir erwarten, dass für beide Standorte Lösungen gefunden werden“, erklärte ein Sprecher des ZF-Gesamtbetriebsrats (GBR). Für Eitorf sei kein sogenanntes Zielbild vereinbart, „der Standort soll 2027 geschlossen werden“.  Eitorf stehe „seit einem Jahr im Feuer“. Wenn das Unternehmen bei dieser Meinung bleibe, erwarte der GBR, dass ein Fortführungsszenario außerhalb des ZF-Konzerns – beispielsweise mit einem Investor – erarbeitet wird. „Hierzu sind wir aktuell in konstruktiven Gesprächen.“

Nach Angaben eines ZF-Sprechers werden es für Eitorf mit seinen 590 Mitarbeitern keine „langfristige Fortführung der ZF-Produktion“ geben. ZF habe in den vergangenen Monaten mit einem externen Dienstleister „intensiv an einer möglichen Fortführungslösung für den Standort Eitorf außerhalb von ZF gearbeitet“. Hierbei gehe es um den potenziellen Aufbau eines neuen Geschäfts ohne ZF-Beteiligung. Laut ZF-Sprecher wurden im Rahmen dieses Prozesses mehrere Szenarien entwickelt, „deren Evaluierung bisher jedoch noch keine wirtschaftlich tragfähige Perspektive für den Standort ergeben habe. „Die Chancen, eine Schließung des Standorts zu vermeiden, erscheinen daher aus Arbeitgebersicht gering.“

Die abschließende Entscheidung bezüglich der externen Lösung werde in den kommenden Wochen erfolgen. „Wir bleiben selbstverständlich weiter in Kontakt mit der regionalen Wirtschaftsförderung und bereiten für diese aktuell detailliert alle Informationen auf, damit sie auf potenzielle Interessenten für den Standort zugehen kann.“

Beim Zulieferer durchlaufen alle mehr als 40 deutschen ZF-Werke einen Zielbildprozess. An dessen Ende soll feststehen, ob die einzelnen Standorte eine Zukunft haben oder ob ihnen eine Schließung droht. „Es gibt rund ein Dutzend Werke in Deutschland, für die es noch kein Zielbild gibt“, erklärte der GBR-Sprecher im Gespräch mit Automobilwoche.

Am Standort Gelsenkirchen beschäftigt ZF insgesamt rund 350 Mitarbeiter, davon etwa 200 in der Produktion und 150 im Technologie-Center für Entwicklungsaufgaben. In Gelsenkirchen werden verschiedene Lenkungen sowie Kabelbäume gefertigt. „Um den Standort wettbewerbsfähiger zu machen und für ihn eine längerfristige Perspektive zu schaffen, wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Anstrengungen unternommen; dazu zählt die geplante Ansiedlung einer neuen elektrischen Lkw-Lenkung“, so ein ZF-Sprecher. Nach seinen Angaben konnten für dieses Produkt jedoch keine Kundenaufträge gewonnen werden. Da zudem die aktuellen Produkte auslaufen, falle die Basis für die Produktion in Gelsenkirchen in den kommenden Monaten weg.

Der GBR-Sprecher verweist darauf, dass „für Schalke ist ein Zielbild vereinbart“ worden sei. „Wir fordern, dass sich das Unternehmen daran hält und auch eine Perspektive über 2023 hinaus entwickelt, so wie es in der Zielbildvereinbarung formuliert ist.“ Er sieht die Gefahr betriebsbedingter Kündigungen ab dem kommenden Jahr, da die Beschäftigungssicherung Ende dieses Jahres endet.

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