In welchen Bereichen Start-ups die Branche verändern

Die Start-up-Szene im Automobilbereich ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Das zeigt eine neue Studie des deutschen Start-up-Verbands im Auftrag des Transformationsnetzwerks neu/wagen aus der Region Hannover, die der Automobilwoche vorliegt. Investoren, aber auch Hersteller und Zulieferer, beschäftigen sich immer stärker mit den Innovationen junger Gründerinnen und Gründer.

So lässt sich laut der Studie inzwischen jedes dritte Mobility-Startup in Deutschland dem Bereich Automotive zuordnen. Das umfasst Unternehmensgründungen in den Bereichen Automotive-Software und Dienstleistungen, E-Automotive (Hardware, Technik & Bauteile), sowie Autonomes Fahren. Ein Viertel der Neugründungen zwischen 2019 und dem ersten Halbjahr 2023 gab es in Bayern, gefolgt von Berlin (16 Prozent), Baden-Württemberg (15 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (14 Prozent).

Knapp jedes zweite Mobility-Start-up in Deutschland setzt auf ein digitales Geschäftsmodell aus Online-Plattformen und Software-as-a-Service. 42 Prozent rechnen ihr Geschäftsmodell der Technologie-Entwicklung zu, 76 Prozent geben an, ihr Produkt sei der Green Economy zuzurechnen und verfolgt Nachhaltigkeitsziele.

Spannend ist, in welche Start-ups Investoren aktuell ihr Geld investieren. Die Studie des Startup-Verbandes zeigt hier die fünf größten Finanzierungsrunden zwischen 2021 und 2023 bei Automotive-Start-ups. Vay aus Berlin führt die Rangliste mit 95-Millionen-Dollar in einer Series-B-Runde an. Es folgt mit einigem Abstand Ego aus Aachen (57 Millionen Dollar, Series-C-Finanzierung), Blickfeld aus München (31 Millionen Dollar, Series A), Twaice ebenfalls aus München (30 Millionen, Series B) und schließlich Fernride aus München mit einer 29-Millionen-Finanzierung in einer Series-A-Runde. Das Unternehmen setzte sich Anfang November auch auf dem Automobilwoche-Start-up-Contest in Berlin durch.

Allerdings: Der Standort Deutschland hat bei den Investitionen in Start-ups noch Nachholbedarf. In Deutschland erwirtschaftet die Autoindustrie der Studie zufolge 3,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Dieser Anteil liege deutlich über dem Wert von 0,6 Prozent in den USA. Doch trotz der hohen Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft werde in diesem Bereich in den USA pro Kopf das Dreifache in Start-ups investiert, was auf eine stärkere Fokussierung auf Innovation im Vergleich zur Produktion hindeute. Stark vertreten seien auch asiatische Länder wie China und Indien.

Der deutsche Start-up-Verband wünscht sich daher eine noch größere Offenheit der Branche für junge Gründerinnen und Gründer: "Die Offenheit gegenüber Start-ups und ihrem Mindset – also großer Innovationsbereitschaft, Agilität, Risikobereitschaft und offener Fehlerkultur – ist in Deutschland generell nicht stark ausgeprägt. Das gilt auch für die traditionsbewusste deutsche Automobilbranche. Dabei liegt in der innovativen Kraft der Start-ups das größte Potenzial, um im immer härteren globalen Wettbewerb schneller voranzuschreiten", sagt Geschäftsführerin Franziska Teubert der Automobilwoche.

Der deutsche Start-up-Verband wünscht sich daher mehr Geschwindigkeit in der Verwaltung, um die Bedingungen für Start-ups zu verbessern. Franziska Teubert sagt: "Die umfassende Bürokratie in Deutschland stellt eine signifikante Herausforderung dar, insbesondere für agile Startups, da sie deren Dynamik und Entwicklungsgeschwindigkeit beeinträchtigen kann."

Und auch die Suche nach qualifiziertem Personal erschwert den jungen Unternehmen die Arbeit. "Da Start-ups und die digitale Wirtschaft auf die besten Köpfe angewiesen sind, stellt auch der Fachkräftemangel eine besonders große Herausforderung dar. Ohne internationalen Fachkräftezuwachs können wir die Lücke an Arbeitskräften nicht schließen, die durch den demographischen Wandel entsteht. Visaprozesse müssen schneller, einheitlicher und digitaler werden, sonst können wir im internationalen Wettbewerb um die besten Talente nicht bestehen", sagt Geschäftsführerin Teubert.

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