Roman Zitzelsberger tritt als Bezirkschef zurück

Nach zehn Jahren an der Spitze der IG Metall in Baden-Württemberg will Roman Zitzelberger sein Amt als Bezirksleiter abgeben. Das kündigte der 57-Jährige auf der Sitzung der Großen Tarifkommission in Pforzheim vor 250 Delegierten an. Nach reiflicher Überlegung habe er sich entschieden, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Er hinterlasse ein bestelltes Haus und könne guten Gewissens die Geschäfte an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin übergeben.

Im Frühjahr hatte Zitzelsberger einer möglichen Aufgabe im neuen Vorstand der IG Metall in Frankfurt eine Absage erteilt. Lange war er als Nachfolger von Jörg Hofmann gehandelt worden. Als Grund nannte er in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung gesundheitliche Gründe und eine Belastungsreaktion wegen beruflich bedingtem Stress. Es wurde aber auch über ein taktisches Vorgehen spekuliert, da sich abzeichnete, dass Zitzelsberger gegen die Kandidatin Christiane Benner als erste Frau an der Spitze der IG Metall keine Chance haben würde. "Es war goldrichtig, und es war ohne jedes taktische Kalkül", sagte Zitzelsberger nun.

Gesundheitlich geht es Zitzelsberger nach eigenen Angaben wieder besser.  "Heute kann ich sagen, dass ich die Kraft und Widerstandsfähigkeit zurückhabe, um auch härtere Stürme gut zu durchstehen", sagte er laut Mitteilung der IG Metall. Bis dahin sei es aber ein langer Weg gewesen, und er sei durch einen intensiven Denk- und Reifeprozess gegangen. "Am Ende stand für mich die Entscheidung, meine hauptberufliche Funktion bei der IG Metall bis zum 31.03.2024 zu beenden und nach einer Auszeit etwas ganz Neues zu beginnen."

Was das sein könnte, verriet Zitzelsberger nicht. Ihm sei alles daran gelegen sei, dass die IG Metall Baden-Württemberg auch in Zukunft stark und selbstbewusst handele und auftrete. "Die Konjunktur schwächelt, die Zeiten werden rauer und die nächste große Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie steht bevor", so Zitzelsberger. Damit die IG Metall gut durch diese Herausforderungen komme, müsse sie gut gut aufgestellt sein. Laut Zitzelsberger startet der Nachfolgeprozess unverzüglich. Eine Personalkommission, bestehend aus IG Metall-Bevollmächtigten und ehrenamtlichen Kollegen, werde dem Vorstand der IG Metall einen Vorschlag unterbreiten.

Zitzelberger war in den vergangenen Jahren das prägende Gesicht der Gewerkschaft im Südwesten. Er zeichnete für zahlreiche Tarifabschlüsse verantwortlich. In den Tarifrunden 2015, 2018 und 2022 gelangen ihm als Verhandlungsführer die Pilotabschlüsse für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie bundesweit. Zitzelsberger galt dabei als harter Verhandler, der aber stets die Industrie als Ganzes im Blick hatte und auch auf Arbeitgeberseite hohes Ansehen genoss. Darüber hinaus konnte unter Zitzelsberger die Tarifbindung für mindestens 10.000 dual Studierende erreicht werden sowie auch die Inflationsausgleichsprämie, die viele andere Branchen übernommen haben.

Der gebürtige Badener ist seit Dezember 2013 Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg. Zuvor war er zehn Jahre Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Gaggenau. Bereits im Alter von 22 Jahren begann er seine Laufbahn als Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall. Den Kontakt zur IG Metall fand Zitzelsberger während seiner Ausbildung zum Maschinenschlosser im damaligen Daimler-Benz Werk in Gaggenau. Mit großem Engagement begleitete er auch die Transformation der Branche und kämpfte für den Erhalt des Bundeslandes als Industriestandort. Zitzelsberger, der auch Aufsichtsrat beim Autobauer Mercedes-Benz ist, war eine der treibenden Kräfte des Strategiedialogs Automobilwirtschaft, den die baden-württembergische Regierung nicht zuletzt auf Druck der IG Metall 2017 ins Leben gerufen hatte.

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