Hohe Hürden für E-Fuels

Synthetische Kraftstoffe bekommen in der EU nach dem Verbrenner-Aus im Jahr 2035 doch noch eine Chance - allerdings sind die Hürden für die E-Fuels offenbar sehr hoch.

Der deutsche Bundesverkehrsminister Volker Wissing geht davon aus, dass noch in diesem Jahr eine Lösung gefunden wird, um E-Fuels in der EU einzusetzen. Dazu soll EU-weit eine neue Fahrzeugkategorie geschaffen werden, genannt "E-Fuels-only." 

Die Brüsseler Nichtregierungsorganisation Transport & Environment (T&E) bestätigte am Donnerstag, dass ein Kompromissvorschlag der EU-Kommission auf dem Tisch liege. Demnach hätte sich Verkehrsminister Wissing teilweise durchgesetzt.

Ein Sprecher des deutschen Industrieverbandes VDA forderte gegenüber der Automobilwoche eine rasche Entscheidung in Brüssel: "Es braucht endlich Klarheit, über die mögliche Nutzung von mit E-Fuels betriebenen Fahrzeugen. Wichtig ist dabei das Verständnis, dass unterschiedliche Technologien sich ergänzen und somit gemeinsam ihren jeweiligen Beitrag zum Klimaschutz leisten." E-Fuels seien eine wichtige Erweiterung der Optionen für die Dekarbonisierung der Mobilität. "Es wäre fahrlässig, diese Option aufzugeben oder gar politisch unmöglich zu machen. Mindestens mit Blick auf den Bestand an Fahrzeugen, oder auch im Bereich von Flug- und Schiffsverkehr sind sie eine unverzichtbare Option."

Bis 2035 sollen den Angaben zufolge E-Fuels eingesetzt werden können, die in der gesamten Lieferkette (from well to wheel) 70 Prozent weniger CO2 emittieren als konventionelle fossile Treibstoffe. Ab 2035 jedoch sollen sie 98 bis 99 Prozent weniger CO2 emittieren und damit praktisch auf eine Stufe mit batterie-elektrischen Autos gestellt werden. Lediglich bei der Belieferung der Tankstellen vom Zentrallager aus dürften dann noch CO2-Emissionen anfallen.

Die Befürworter synthetischer Treibstoffe sehen in dieser Anforderung allerdings eine kaum zu erfüllende Hürde, da der klimaneutrale Transport von "grün" erzeugten E-Fuels aus Ländern wie Chile oder aus Afrika nahezu unmöglich ist. Verkehrsminister Wissing hatte dagegen eine dauerhafte 70-prozentige CO2-Neutralität von E-Fuels vorgeschlagen.

Die Umweltorganisation T&E lehnt eine nur 70-prozentige CO2-Neutralität von E-Fuels strikt ab. Damit würden Verbrennerautos ab 2035 immer noch 61 Gramm CO2-Äquivalent pro Kilometer ausstoßen, rechnet die Organisation vor.

Zudem würden selbst vollständig CO2-neutral fahrende E-Fuels-Verbrennerfahrzeuge immer noch genau so viele Stickstoffoxide (NO2) und Stickoxide (NOx) ausstoßen wie klassisch betriebene Verbrenner.

Reine E-Autos würden allerdings auch nicht vollständig CO2-neutral fahren, da die Herstellung der Batterien einen hohen CO2-Fußabdruck verursacht. Laut T&E liegt dieser Fußabdruck bei 13 Gramm CO2-Äquivalent pro Kilometer, sofern die Batterien mit Strom aus dem durchschnittlichen EU-Netz geladen wird.

In diesem Netz spielt allerdings auch Atomstrom eine erhebliche Rolle, mit gut 20 Prozent Anteil an der Gesamterzeugung. 40 Prozent entfielen 2022 auf erneuerbare Energien, auf fossile Brennstoffe knapp 40 Prozent.

Aus dem Datencenter:

CO2-Ausstoß der Pkw-Neuzulassungen bis November 2023