ZF schließt Werk Gelsenkirchen Ende 2024

Der Autozulieferer ZF zückt den Rotstift. Man beabsichtige, die verlustreiche Produktion in Gelsenkirchen zum Jahresende 2024 zu schließen, teilte das Unternehmen mit. In dem Werk sind derzeit noch rund 200 Menschen beschäftigt, sie stellen Lenkungen für Autos und Nutzfahrzeuge her. Schon 2018 hatte eine Schließung gedroht, damals ging es mit weniger Personal weiter. In Hoffnung auf Aufträge für Elektrolenkungen für Lastwagen nahm die Firma nach eigenen Angaben Millionenverluste in Kauf. Die erhofften Aufträge kamen aber nicht. Nun soll endgültig die Reißleine gezogen werden.

Die Geschäftsführung will Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern führen. Man wolle "gute Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter" finden, hieß es von ZF. Der Konzern mit Sitz am Bodensee hat weltweit rund 165.000 Beschäftigte, davon 53.000 in Deutschland. Der Jahresumsatz 2022 lag bei 43,8 Milliarden Euro.

Und es droht weitere Unruhe. Bei einer ZF-Betriebsversammlung vor wenigen Tagen in Friedrichshafen hat der Betriebsrat die Belegschaft darüber informiert, dass die Gespräche über eine Zukunftsperspektive für die zentralen Konzernfunktionen gescheitert sind. Zu diesem Unternehmensbereich, dem  Betrieb Z, zählen 5000 Beschäftigte aus den zentralen Bereichen wie Entwicklung, Verwaltung, Einkauf oder auch Personal.

Die Verhandlungen zum Zielbild sind ein Element des Tarifvertrags Transformation, den ZF und die IG Metall im Juli 2020 abgeschlossen haben. Vereinbart war, dass Unternehmen und Betriebsrat an den deutschen Standorten bis 31. Dezember 2022 ein Zielbild erarbeiten. Im Betrieb Z sei mehr als zwei Jahre nichts passiert, erst am 20. September 2022 und nach massivem Drängen des Betriebsrats sei das Unternehmen in die Zielbildgespräche eingestiegen, hieß es von Seiten des Betriebsrats.

Ein Eckpunktepapier, das schon vor einem Jahr erstellt wurde, werde vom Arbeitgeber wieder in Frage gestellt, die Verhandlungen zuletzt verschleppt. Die vom Betriebsrat geforderte Beschäftigungssicherung bis 2028 – ein Kernelement dieser Zielbildverhandlungen – lehnt das Management rundweg ab, erklärten die Arbeitnehmervertreter.

Franz-Josef Müller, Vorsitzender des Betriebsrats Z: „Der Vorstand verweigert sich konstruktiven Gesprächen und hält uns hin beim Thema Jobgarantie. Es kann nicht sein, dass fast alle Standorte in Deutschland abgesichert sind, außer der Zentrale. Offenbar hat man keine Idee, was man mit dem Standort Friedrichshafen anfangen soll.“

Achim Dietrich, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats erwartet, „dass der Vorstand betriebsbedingte Kündigungen für alle Beschäftigten in Deutschland ausschließt. Die Kolleginnen und Kollegen brauchen Sicherheit in der Transformation“.

Zuvor hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass am Standort Friedrichshafen für den Betrieb N – also die produktionsnahen Bereiche – ein Zielbild vereinbart wurde. 5500 Beschäftigte aus den Bereichen Nutzfahrzeugtechnik, Industrietechnik und Aftermarket können somit zuversichtlich in die Zukunft schauen. „5000 Kolleginnen und Kolleginnen aus dem Betrieb Z nicht“, bedauern die Betriebsräte. (mit Material von dpa)

Dazu aus dem Datencenter:

Die 100 umsatzstärksten Automobilzulieferer weltweit 2022