Stellen wir uns einmal kurz vor, Carl Benz hätte im Januar 1886 bei der Patentanmeldung seines "Patent-Motorwagen Nummer 1" kein Leichtbenzin als Energieträger nutzen dürfen. Was wäre geschehen, wenn die Regierung von Karl Friedrich Alexander von Württemberg ihm vorgeschrieben hätte, bitteschön nur die bewährte Kohle zu nutzen? Schließlich gebe es das erforderliche Benzin ja nur in winzigen Mengen. Es sei auch viel zu kostspielig.
So ähnlich verhält es sich aktuell beim Streitthema E-Fuels. Die EU-Kommission will sich offenbar auf einen Kompromiss einlassen. Bis 2035 sollen demnach E-Fuels eingesetzt werden können, die in der gesamten Lieferkette (from well to wheel) 70 Prozent weniger CO2 emittieren als konventionelle fossile Treibstoffe. Ab 2035 jedoch sollen sie 98 bis 99 Prozent weniger CO2 emittieren. Das kommt wegen der langen Transportwege etwa aus Chile einem Verbot gleich. Mit derselben Begründung müssten dann auch batterieelektrische Autos hinterfragt werden, denn nur ein Teil des Akku-Stroms stammt aus örtlich erzeugter regenerativer Energie. Es gibt etliche Gründe, am Erfolg der E-Fuels zu zweifeln. Aber es gibt keinen Grund, die Automobilindustrie davon abzuhalten, dieses Experiment zu starten. Möge sich die bessere Idee durchsetzen.
Aus dem Datencenter:
Marktanteile nach Antriebsarten in Deutschland Januar 2020 bis November 2023