Digitale Zulassung geht wieder offline

Nächster Dämpfer für die digitale Zulassung: Zum Jahreswechsel sperrt das Kraftfahrtbundesamt voraussichtlich mehr als zwei Dritteln der bundesweiten Zulassungsstellen den Onlinezugang. Der Grund: Die Systeme entsprechen nicht den Sicherheitsmindeststandards.

„In der Praxis bedeutet dies, dass fast 70 Prozent aller Behörden Neuzulassungen, Besitzumschreibungen, Außerbetriebsetzungen und andere Aufträge wie früher nur in Papierform entgegennehmen und bearbeiten können“, sagt Florian Cichon, Vorstandsvorsitzender der Kölner Premiumzulasser.

Ein Sprecher des Kraftfahrtbundesamts bestätigte, dass Onlinezugänge abgeschaltet werden, wollte sich aber zur Größenordnung nicht äußern. „Fahrzeugzulassungen sind immer Ländersache“, sagte der KBA-Sprecher. Um die Services wahrnehmen zu wollen, müssen sie den Anforderungen genügen. „Die Länder wissen seit Längerem, was zu tun ist.“

Das KBA zieht die Konsequenzen nicht ohne Grund: Ein Hacker-Angriff hat in NRW in den vergangenen Wochen mehr als 70 Kommunen lahmgelegt. Auch die Fahrzeugzulassung war vielerorts betroffen.

Damit erhält die Digitalisierung einen weiteren Dämpfer. Autohäuser und Zulassungsdienstleister müssen wieder den Weg aufs Amt machen. „Im Offlinebetrieb wird die Auftragsbearbeitung deutlich länger dauern als online“, sagt Cichon.

Gesperrt wird laut Cichon nicht nur der Zugang zur neu eingerichteten Großkundenschnittstelle für gewerbliche Nutzer, sondern auch der Zugriff auf die örtlichen Portale der Zulassungsstellen, über die Privatkunden Neuzulassungen vornehmen können.

Nach jahrelanger Verzögerung kam die Onlinezulassung für gewerbliche Kunden im Spätsommer 2023. Der Start war holprig: Nur ein Teil der Zulassungsstellen beteiligte sich zunächst.

Das Bundesverkehrsministerium hat das Projekt 2013 nach langem Drängen der Autobranche auf den Weg gebracht. Zunächst für Privatpersonen, nun für gewerbliche Kunden. Anfang September ging die vierte Stufe von ikfz offiziell an den Start. Die aktuellen Schwierigkeiten reihen sich in eine Kette von Problemen und verpassten Fristen ein.

Wer jährlich auf mindestens 500 Zulassungen kommt, kann sich direkt beim Kraftfahrt-Bundesamt als Großkunde registrieren und seine IT an dessen Großkundenschnittstelle anschließen. Das kommt vor allem Zulassungsdiensten, großen Autohausgruppen und Unternehmen wie VW Financial Services zugute.

Die Mindestsicherheitsanforderungen hatte das KBA im Zuge der Einführung von i-Kfz definiert. Wann die vom Netz genommenen Zulassungsbehörden die Sicherheitsauflagen erfüllen und wieder online arbeiten können, lässt sich noch nicht absehen.

Aus dem Datencenter:

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