Darum will der Betriebsrat Jobgarantien bis 2035

Die rund 115.000 in Deutschland nach Metalltarif beschäftigten Mitarbeiter von Mercedes befinden sich in einer privilegierten Situation. Für sie gilt eine Beschäftigungssicherung bis Ende des Jahres 2029. Das bedeutet, dass sie vom Unternehmen nicht gekündigt werden können, sondern ein Stellenabbau nur sozialverträglich erfolgen kann. Obwohl die Vereinbarung noch mehr als fünf Jahre gilt, fordern die Betriebsräte jetzt schon eine Verlängerung bis 2035 und haben aus ihrer Sicht auch gute Gründe dafür.

"Die Unternehmensleitung muss sich darauf einstellen, dass wir als Gesamtbetriebsrat dieses Thema in den nächsten Monaten bei jeder Gelegenheit auf den Tisch bringen werden", sagte Michael Häberle jüngst der Automobilwoche. Wie Gesamtbetriebsrat Ergun Lümali steht er hinter der Forderung, frühzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen in Sachen Beschäftigungssicherung. Bei der jüngsten Betriebsversammlung in Untertürkheim habe sich gezeigt, dass die Mitarbeiter diese Forderung gut nachvollziehen können.

Dabei geht es Häberle und Lümali in erster Linie darum, frühzeitig die Leitplanken für die Produktplanungen nach 2030 festzulegen. In unsicheren Zeiten bräuchten die Beschäftigten Sicherheit. "Wir fordern eine Diskussion über Produkte, um eine solche Zukunftssicherung überhaupt mit Leben füllen zu können. Hier geht es um die zukünftigen Baureihen für die Aufbauwerke, aber eben auch um den zukünftigen elektrischen Antriebsstrang, den E-Motor und die Batterien", so Häberle. Seine Befürchtung ist, dass das Unternehmen "auf die schlechte Idee" kommen könne, dass man diese Investitionen überall auf der Welt vornehmen kann.

Betroffen seien alle Standorte des Unternehmens in Deutschland, aber insbesondere die Powertrain-Standorte wie Untertürkheim, Berlin und Hamburg sowie Kölleda und Kamenz, weil diese besonders stark von der Transformation betroffen seien. Dabei gehe es insbesondere auch um die Beschäftigten in der Forschung und Entwicklung. "Wir werden noch lange zweigleisig fahren müssen. Die Vorbereitung für EU 7 können wir nicht einfach aus dem Ärmel schütteln, dafür brauchen wir Fachleute mit langer Erfahrung", ist Häberle überzeugt.

Die Frage sei letztlich, wie man zu einem Zeitpunktpunkt X die Menschen aus der Verbrennerwelt in die Elektrowelt bekomme. Dabei ist klar, dass es Stand heute in Zukunft weniger Mitarbeiter geben wird, weil es weniger komplexe Komponenten sind und der Automatisierungsgrad etwa bei der Batterie deutlich höher ist als bei einem Verbrennungsmotor. "Aktuell ist aber viel eher das Problem, dass unsere Beschäftigten ständig zwischen den Technologien hin und her wechseln müssen, weil die Nachfrage stark schwankt. Das fördert weder Vertrauen noch Zuversicht in die Welt der Elektromobilität", so Häberle.

Mercedes will zwar bis zum Jahr 2030 in der Lage sein, nur noch rein elektrische Fahrzeuge zu verkaufen, wo immer die Regularien und Marktbedingungen es erfordern. Doch beim Hochlauf rechnet es Unternehmen mit wiederholtem Tempowechsel. So zeichnet sich angesichts des Förderstopps der Bundesregierung eine Kaufzurückhaltung bei Elektroautos ab, während Verbrennermodelle wie die neue E-Klasse oder der neue GLC sich großer Beliebtheit erfreuen. "Wir gehen davon aus, dass wir über 2030 hinaus in der Verbrennerwelt noch stark aktiv sein werden. Dafür braucht es erfahrene Entwickler, weil es dabei insbesondere um Anpassungen und Emissionsvorgaben geht, so Häberle.

Beim Unternehmen stößt der Betriebsrat mit seiner Forderung nach einer frühzeitigen Verlängerung der Beschäftigungssicherung bisher auf Granit. Man sehe angesichts der langen Laufzeit von noch mehr als sechs Jahren "keine Notwendigkeit, bereits jetzt über eine Verlängerung der Vereinbarung zu entscheiden“, teilte eine Sprecherin mit.

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