Chinas Schwäche hinterlässt Spuren bei Premium-Herstellern

Für die drei deutschen Premium-Hersteller Mercedes, BMW und Audi sowie den Sportwagenbauer Porsche war China in den vergangenen Jahren praktisch ein Selbstläufer. Dank einer dynamischen Wirtschaft und einer immer größer werdenden Elite wuchs auch die Nachfrage nach deutschen Luxusautos Jahr für Jahr. Zweistellige Zuwächse waren an der Tagesordnung. Immobilienkrise und Covid-Auswirkungen haben allerdings den privaten Konsum gerade der betuchteren Chinesen deutlich gebremst.

Dabei ist der chinesische Automarkt 2023 durchaus gewachsen. Im Dezember sind die Auslieferungen von Pkw an Endkunden um neun Prozent auf 2,36 Millionen gestiegen. Für das Gesamtjahr bedeutet dies einen Zuwachs um sechs Prozent auf 21,7 Millionen Pkw, heißt es vom Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) auf Basis vorläufiger Zahlen.

Allerdings findet das Wachstum derzeit hauptsächlich im Volumensegment statt, in dem die Premium-Hersteller nur eine untergeordnete Rolle spielen. In den oberen Segmenten dagegen wird der Gegenwind stärker.

Am härtesten getroffen hat es dabei Porsche. Der Sportwagenhersteller, der in China vor allem SUVs wie Cayenne und Macan und die Reiselimousine Panamera verkauft, musste beim Absatz einen Rückgang von 15 Prozent auf weniger als 80.000 Fahrzeuge hinnehmen. Damit hat erstmals seit Jahren Nordamerika mit 86.059 verkauften Einheiten China als stärksten Markt abgelöst.

"Der Rückgang ist vor allem auf die weiterhin herausfordernde Wirtschaftslage in dieser Region zurückzuführen", heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Vor allem vom neuen Panamera, der in Schanghai präsentiert wurde, erhofft sich Porsche nun neue Impulse.

Auch Mercedes bekommt die Zurückhaltung der Konsumenten in China voll zu spüren. Der Absatz ging um zwei Prozent auf 737.200 Einheiten zurück. Das hat mit dem Modellwechsel bei der E-Klasse zu tun. Viel gravierender ist aber, dass auch die S-Klasse auf ihrem stärksten Markt nicht mehr so gefragt ist.

Auch wenn das Unternehmen nur selten Angaben zu einzelnen Modellen macht, so dürften die weltweit über 90.000 Einheiten aus dem Jahr 2022 sehr deutlich verfehlt worden sein. Denn trotz Wachstum bei Mercedes-Maybach, G-Klasse und AMG blieb das Top-End-Segment mit insgesamt 328.200 Einheiten unverändert. Und dies, obwohl neue elektrische Modelle wie der EQS SUV hinzukamen.

Anders als Mercedes konnte BMW in China im vergangenen Jahr zwar um 4,2 Prozent auf 824.932 Einheiten zulegen. Doch auch hier ist China verglichen mit anderen Weltregionen Schlusslicht bei der Dynamik. Hinzu kommt, dass BMW zwar seine Modelle der Dreier oder Fünfer-Reihe sehr gut verkaufen kann und dabei wohl auch kräftig an der Preisschraube gedreht hat. Aber die hochpreisigen Fahrzeuge wie der neue Siebener bleiben Ladenhüter.

Ein Grund dafür ist auch das Erstarken der chinesischen Konkurrenz vor allem im Elektro-Bereich. Mit Nio, XPeng oder Geelys Edelmarke Zeekr tummeln sich gerade im Premium-Segment viele heimische Hersteller, die den Geschmack der chinesischen Kundschaft besser treffen.

Eine gewisse Ausnahme bildet Audi. Der Hersteller hat 2023 in China mit 729.000 Autos ein sattes Plus von mehr als 13 Prozent erreicht. Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass Audi in den vergangenen Jahren deutliche Rückgänge zu verkraften hatte und nun erst wieder auf dem Niveau von 2020 angekommen ist.

Wie die anderen Premium-Hersteller verkauft Audi zudem in China vor allem Verbrenner, während der Konkurrenzdruck bei rein elektrischen Fahrzeugen enorm ist. Nicht zuletzt deshalb hatte Audi eine Kooperation mit dem chinesischen Hersteller SAIC angekündigt, um durch gemeinsame Entwicklungsarbeit Elektro-Fahrzeuge im Premium-Segment schneller in den Markt zu bekommen.

Aus dem Datencenter:

Absatz der deutschen Premiummarken in China