Frische Absatzzahlen sind die Zeit der Wahrheit. Und der Überraschungen. Ein Ergebnis für das Jahr 2023: In Deutschland liegt die Marke VW im Bereich batterieelektrischer Fahrzeuge plötzlich vor Tesla. VW, die Strauchelnden, Tesla, die Superstars – die Mär stimmt so gerade nicht.
Tesla, der Weltmarktführer für Elektromobilität, hat in Deutschland im vergangenen Jahr nur etwas mehr als 60.000 Autos verkauft und damit zehn Prozent weniger als im Jahr zuvor. Obwohl alle anderen Marken in dem Jahr gewachsen sind, auch elektrisch. Ob es am Image von Elon Musk liegt, der mit seinem erratischen Verhalten den Bundesbürger verstört, ist fraglich und nicht verifizierbar. Aber sicher hat es mit drei Entwicklungen zu tun.
Erstens: Musk liefert keine neuen Modelle. Immer noch sind es zwei Modelle (3 und Y), die funktionieren; die zwei anderen sind quasi tot (S und X). Und neue sind immer nur angekündigt, aber nie gekommen. Wenn nun die Wettbewerber mit ihren neuen Plattformen ihre zweite große Elektro-Welle starten, wird es noch enger für Tesla. Wachstumszahlen von 50 Prozent kann es so nicht mehr geben. Tesla hat keinen Kleinwagen, Tesla hat keinen Van, Tesla hat nur den Cybertruck neu. Und in Europa und in Deutschland wird der Pick-up-Panzer womöglich gar nicht zugelassen, geschweige denn, dass die Menschen damit durch den Ort fahren möchten. Die Pipeline attraktiver Fahrzeuge ist leer.
Zweitens: Die Preissenkungen von Tesla haben zu Wertminderungen bei Gebrauchten geführt. Der Wertverfall tut Besitzern weh. Ein potenzieller Käufer überlegt sich zweimal, ob er ein Fahrzeug kauft, das deutlich im Wert nachlässt. Teslas mehrmalige Preissenkungen haben jedenfalls nicht zu einem Absatzplus in Deutschland geführt.
Drittens: Das hat Auswirkungen auf die Flottenkäufe. Etwa bei den Autovermietern. Sowohl Hertz als auch Sixt nehmen Abstand. Der Wertverfall der Tesla-Modelle ist enorm. Die Reparaturkosten von Elektroautos in Gänze scheinen ein weiteres Thema zu sein. Und für Unternehmensflotten bräuchte es ebenfalls neue Modelle.
Teil der Wahrheit ist aber auch, dass Teslas Model Y noch immer auf Platz eins der meistverkauften Elektroautos in Deutschland steht. VW ist als Marke auf dem ersten Rang, weil sie mehr ID.-Modelle haben, die für Volumen sorgen.
Den großen Umbruch im Markt wird es geben, wenn mit Startschuss 2025 eine neue Generation von Elektroautos kommt (Mercedes, BMW, Hyundai), die den Unterschied machen werden. Wie schafft es Tesla dann, noch modern auszusehen? Was hat Musk wirklich noch im Köcher?