Der chinesische Konzern Chery Automobile wagt ein Experiment, das so noch kein Wettbewerber vor ihm versucht hat. Die Chinesen wollen in Europa innerhalb von zwei Jahren drei hierzulande völlig unbekannte Marken im Markt positionieren und bei jeder Marke mit drei neuen Modellen starten.
Chery bringt in Europa drei Marken innerhalb von zwei Jahren
Der chinesische Konzern Chery startet 2024 in Europa mit den Marken Omoda und Jaecoo. Europa-Chef Jochen Tueting verfolgt ein klassisches Händlernetzkonzept.
Sollte die Einführung erfolgreich verlaufen, erwägt Chery sogar ein eigenes Werk in Europa. "Das Thema Produktion in Europa ist durchaus relevant für uns", sagte Jochen Tueting, Managing Director von Chery Europe, der Automobilwoche. "Überall dort, wo wir relevante Volumina erreicht haben, sind wir bislang auch mit einer lokalen Fertigung gestartet. Und in Europa sind wir überzeugt, dass wir eine relevante Marke werden und dass sich eine lokale Fertigung zu gegebener Zeit rechnet." Doch bis dahin wird es noch dauern. Der Wettbewerb in Europa ist intensiv. Chery hatte schon einmal seinen Europa-Marktstart verschoben. Er war ursprünglich bereits für 2017 geplant.
2024 will Tueting zunächst mit den in China bereits eingeführten Marken Omoda und Jaecoo loslegen. Der Omoda 5 mit Benzinmotor kommt im Frühjahr in die Showrooms, etwas später die BEV-Version. Jaecoo startet mit einem klassischen SUV, dem Jaecoo 7.2025 soll dann der Nobel-Ableger Exlantix folgen. Preislich will Tueting die Chery-Marken nicht im Budget-Bereich positionieren, aber dennoch "sehr wettbewerbsfähig". "Der Omoda 5 in der rein elektrischen Version wird unter 40.000 Euro bleiben", kündigte er an.
Der nahezu gleichzeitige Start der drei Marken sei ihrer unterschiedlichen Positionierung geschuldet. "Theoretisch hätten wir zunächst auch nur mit einer Marke nach Europa kommen können, aber wir wollen damit deutlich machen, dass Chery breit aufgestellt ist - bis ins Premiumsegment hinein."
Beim Vertrieb hat sich Chery in Europa für eine Struktur mit neun nationalen Vertriebsorganisationen entschieden. Dabei werden die Marken Omoda und Jaecoo jeweils gemeinsam geführt. "Wir haben uns für ein klassisches Händlernetzkonzept entschieden. Etablierte Händler kennen ihre Verkaufsregion am besten und können die passenden Kunden am besten ansprechen." Eine Corporate Identity sei zwar wichtig. "Aber unsere Vorgaben für Omoda- und Jaecoo-Showrooms werden deutlich pragmatischer sein als bei Mitbewerbern. Einen RAL-Ton für die Farbe der Fugen vorzugeben, macht in unseren Augen wenig Sinn und erscheint weder für uns noch für den Händler wertstiftend."
Zu den angepeilten Absatzmengen will sich der Manager noch nicht äußern. Tueting: "Wir sind überzeugt, dass unsere Omoda- und Jaecoo-Modelle in Europa erfolgreich sein werden. Kurz gesagt: Wir sind gekommen, um zu bleiben."
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