Markus Duesmann spricht erstmals über Audi-Abgang

Am 29. Juni vergangenen Jahres gab Audi die Abberufung von CEO Markus Duesmann zum 1. September bekannt. Seit dieser Entscheidung des Aufsichtsrates trat der frühere Audi-Chef nicht öffentlich auf. Bis jetzt. In einer TV-Dokumentation der ARD, die am Dienstagabend erstmals ausgestrahlt wurde, bricht Duesmann sein Schweigen und gibt Einblick in seine Gefühlswelt.

Die Fernsehjournalistin Nicola Graef begleitet in ihrem Film sechs Top-Vorstandsvorsitzende in ihrem Alltag. Auch Markus Duesmann, von 2020 bis September 2023 Audi-Chef, wirkt in der Dokumentation mit. Die Dreharbeiten liefen auch zum Zeitpunkt des Rauswurfs von Duesmann noch. Konkret sagt Markus Duesmann in Graefs Film zu seinem Aus als Audi-Chef: "Das hat schon ein paar Tage gedauert, das für mich einzuordnen. Ich bin ja auch nur ein Mensch, ein sehr emotionaler Mensch und habe das hier sehr gerne und mit großer Leidenschaft gemacht."

Duesmann lässt in dem Film eine große Nähe zu, lässt sich in seiner Amtszeit unter anderem bei internen Briefings und Hintergrundgesprächen filmen. So auch bei einem Austausch mit SPD-Chef Lars Klingbeil und hinter den Kulissen des Ludwig-Erhard-Gipfels am Tegernsee. Auch zu seinem Abgang findet Markus Duesmann dann entsprechend offene Worte: "Es war mein Traumjob, den ich jetzt übergebe. Ich habe Jahrzehnte darauf hingearbeitet."

Zu den Gründen wählt Duesmann einen Vergleich zum Fußball: "Das Unternehmen und ich glauben, dass für die Phase, die jetzt kommt, ein Trainerwechsel nicht schlecht ist. Man muss das sehen wie im Fußball: Ein neuer Trainer bringt neue Impulse und die unterschiedlichen Phasen im Unternehmen bedürfen unterschiedlicher Charaktere. Darum muss man grundsätzlich damit rechnen, dass sowas passieren kann. Da bin ich nicht der Erste und werde nicht der Letzte sein."

Schmutzige Wäsche wäscht der Ex-Audi-Chef zu seinem Aus nicht. Seinen Nachfolger Gernot Döllner erwähnt er aber auch nicht namentlich. Zumindest die anspruchsvolle Situation, in der Duesmann Audi 2020 übernahm und dann durch die kommenden Jahre führte, erwähnt er aber: "Als ich hier begonnen habe, war Lockdown. Nach Corona kam der Krieg in der Ukraine, die Halbleiter-Knappheit, jetzt haben wir eine Inflation die enorm hoch ist und große Unsicherheiten."

Im Nachhinein kurios mutet das Fazit Duesmanns zu dieser Situation an: "Das Bewältigen von Krisen, das Überwinden von Hindernissen, das hat mich immer motiviert." Eine Motivation, die Markus Duesmann bei Audi aber nicht mehr ausleben durfte. 

"Einsame Spitze – Vorstandsvorsitzende" ist in der ARD-Mediathek abrufbar.

Zu den Referenten auf der Automobilwoche Konferenz am 22. Februar in München gehört auch Gerd Walker, Vorstand Produktion und Logistik von Audi. Mehr erfahren