Toyota glaubt an Durchbruch von Brennstoffzellen-Lkw

Toyotas Wasserstoff-Vorzeigeauto Mirai bleibt auch in seiner zweiten Generation weit hinter den Verkaufserwartungen zurück. Seit dem Start des ersten Mirai im Jahr 2014 wurden weltweit nur 22.000 Einheiten verkauft. 2023 kam der Mirai der zweiten Generation gerade einmal auf 2737 Einheiten. Das liegt an den Kosten der Brennstoffzelle, am dürftigen Tankstellennetz und am hohen Preis des Wasserstoffs, der sich am internationalen Gaspreis orientiert.

Dennoch hat Toyota das Brennstoffzellen-Fahrzeug keineswegs zu den Akten gelegt. Ziel ist es, 2030 allein in Europa und China mindestens 200.000 FCVs (Fuel Cell Vehicles) zu verkaufen. Allerdings soll dies in anderen Segmenten erreicht werden als bislang. Statt im Pkw-Bereich soll in der Nutzfahrzeugsparte der Durchbruch der Brennstoffzelle gelingen.

Der Autobauer hat verstanden, dass für die notwendige Skalierung der Technik die Pkw-Fokussierung hinderlich war. Der strategische Schwenk kommt auch deshalb, weil Toyota große Fortschritte mit der Festkörperbatterie gemacht hat. Sie dürfte künftig in Pkw den Einsatz sperriger Wasserstofftanks überflüssig machen.

Tatsächlich hat Toyota - wenig beachtet von der Branche - in den vergangenen zwei Jahren eine Vielzahl unterschiedlicher Nutzfahrzeug-FCVs entwickelt. So stellten die Japaner im vergangenen Oktober einen FCV-Food-Truck vor. Die Energie für die Espressomaschine und zwei Induktionsplatten lieferte die aus dem Mirai stammende Brennstoffzelle gleich mit.

Ebenfalls auf Basis der Mirai-Technik entstand ein FCV-Müllwagen, der für die Stadtregion Fukuoka entwickelt wurde. Das Fahrzeug kann auch nachts eingesetzt werden, weil es sehr leise unterwegs ist. Die Hydraulik wird ebenfalls aus der Brennstoffzelle gespeist.

Weitere Sonderfahrzeuge mit Brennstoffzelle entstanden als Krankenwagen und als TV-Übertragungswagen. Immer dann, wenn neben dem Fahrstrom große Strommengen gefordert sind, kann das Brennstoffzellen-Fahrzeug seine Vorteile ausspielen.

"Indem wir neue Einsatzbereiche vorstellen für die Brennstoffzelle, die zusätzlich zu ihren positiven Umwelteigenschaften dazukommen, wird sie zu einem breiten Einsatz in der Zukunft führen", ist Shigetaka Hamada überzeugt. Er ist Leiter der Toyota Hydrogen Factory.

In Europa sieht Toyota den vielversprechendsten Weg in die Wasserstoff-Mobilität inzwischen im Schwerlastverkehr. Europa kämpft mit dem Diesel-Ausstoß der schweren Lkw. Die Spediteure suchen händeringend nach emissionsarmen Alternativen.

Im September stellte Toyota Motor Europe deshalb einen ersten für Europa entwickelten FCV-Truck her, der gemeinsam mit der niederländischen VDL Groep entstand. Der Brennstoffzellen-Lkw soll in den nächsten Monaten Tausende reale Straßenkilometer auf vier festen Routen zwischen den Niederlanden, Belgien und Deutschland abfahren. Das Paket aus Brennstoffzelle und großen Tanks soll seine Robustheit unter Beweis stellen. Auf jeder dieser Routen ist schon heute zumindest eine Wasserstofftankstelle in Betrieb.

Gute Perspektiven für den Brennstoffzellen-Lkw in Europa sehen auch Daimler Truck, Bosch, Iveco und Volvo Trucks. Nicht zuletzt hat die Bundesregierung im Juli ihre Nationale Wasserstoffstrategie nochmals ausgeweitet. Ziel ist nichts weniger als die Marktführerschaft in Europa. Bis 2030 soll die Elektrolysekapazität auf zehn Gigawatt steigen. Damit ließen sich dann 30 bis 50 Prozent des erwarteten Bedarfs decken.

Aus dem Datencenter:

Wasserstofftankstellen in Deutschland - Januar 2024