Herr Göttel, wie schwierig war die Investorensuche?
Es freut uns sehr, mit Tasaru Mobility Investments einen Partner gefunden zu haben, der unsere Vision einer sicheren, inklusiven und nachhaltigen Mobilität teilt. Tatsächlich ist die Suche nach Investoren in der heutigen Zeit nicht so einfach, Viele Start-ups, die in ähnlichen Segmenten unterwegs sind, bleiben derzeit auf der Strecke. In der westlichen Welt fehlt es aktuell etwas an Mut für solche Investitionen.
Der Investor soll bis zu 38 Prozent an Holon übernehmen. Das heißt, Sie wollen auf jeden Fall Mehrheitsaktionär bleiben?
So ist derzeit unsere Absicht. Und das ist auch der Wunsch unserer Partner, weil wir unsere industrielle Expertise in die Realisierung des Shuttle-Projekts einbringen. Das unterscheidet uns von anderen Projekten, bei denen ein Partner mit Industrialisierungserfahrung fehlt. Unsere 150-jährige Erfahrung und das Know-how unserer 23.000 Mitarbeiter geben uns auch Möglichkeiten, unerwartete Herausforderungen zu meistern.
Suchen Sie weitere Investoren?
Grundsätzlich halten wir uns stets alle unternehmerischen Optionen offen. Wichtig für uns ist: Mit den Finanzmitteln von Tasaru sind die Serienentwicklung und Industrialisierung des Holon Mover nun gesichert.
ZF hat sich Ende vergangen Jahres aus dem Shuttlegeschäft zurückgezogen. Können Sie das nachvollziehen?
Bitte haben Sie Verständnis, dass ich nicht über Wettbewerber sprechen möchte. Jedes Unternehmen hat seine eigenen Herausforderungen und muss seine Prioritäten setzen. Bei Benteler haben wir in den vergangenen Jahren unsere Hausaufgaben gemacht und eine gute Balance gefunden. Auf der einen Seite haben wir das Tagesgeschäft mit klassischen Themen wie beispielsweise Prozessoptimierungen oder Kosteneffizienz. Auf der anderen Seite haben wir auch das enorme Potenzial des Shuttle-Markts gesehen. Diesen wollen wir nun mit einem starken Netzwerk angehen. Wir arbeiten dazu mit verschiedenen Technologiepartnern zusammen und verfügen jetzt über einen finanzkräftigen Investor, der auch Zugang zu einem riesigen Absatzmarkt hat.
Sie planen drei Produktionsstandorte, davon einen in Europa. Könnte das auch Deutschland sein?
Auf jeden Fall. Die Fahrzeuge sind relativ groß, und allein schon aus Nachhaltigkeitsgründen wollen wir sie nah am Absatzmarkt produzieren. Da wir mit einem Pilotprojekt in der Stadt Hamburg starten, ist Deutschland als einer der ersten Produktionsstandorte in Europa eine naheliegende Option.
Wann halten Sie die Serienproduktion Ihres Movers für möglich?
Wir rechnen damit – Stand jetzt – Ende 2026. Zuvor werden wir Serienentwicklung und Industrialisierung weiter vorantreiben. Auch das Betreibersystem wird validiert. Andere Länder sind mit der Gesetzgebung schon weiter als Deutschland. Ich habe aber große Hoffnung, dass auch die politischen Entscheidungsträger hierzulande die Voraussetzungen schaffen, dass eine Serienanwendung möglich wird.
Gibt es bereits Serienaufträge für das Fahrzeug?
Das Interesse an autonomer Mobilität ist enorm. Wir konzentrieren uns nun darauf, die Serienentwicklung zu forcieren. 2024 stehen die Prototypenentwicklung sowie erste Testfahrten im Fokus. 2025, so unser Ziel, sollen die ersten Fahrzeuge im Rahmen von Pilotprojekten im Einsatz sein.
Wie groß schätzen Sie den weltweiten Markt für solche Fahrzeuge ein?
Die Anwendungsfälle für autonome Fahrzeuge nehmen weltweit zu. Und die Nachfrage steigt stärker als das Angebot – gerade in Städten ist der Bedarf an Kleinsttransportern für mehrere Personen enorm. Analysen gehen davon aus, dass der adressierbare Markt für den Einsatz von autonomen Fahrzeugen wie unserem Mover in zehn Jahren bei weit über 700.000 Stück liegt.
Wollen Sie die Fahrzeuge nur verkaufen oder auch die Wartung übernehmen?
Wir planen auch, Services rund um das Fahrzeug anzubieten, wie etwa Ersatzteilversorgung oder Wartung. Aktuell liegt unser Fokus jedoch klar auf der Serienentwicklung und Industrialisierung des Holon Mover.
Dazu aus dem Datencenter: