Tesla hat es vorgemacht: Der Elektroautopionier startete bereits vor über zehn Jahren mit dem Aufbau einer Ladeinfrastruktur, um den Kunden die Reichweitenangst zu nehmen und mehr Komfort auf Reisen zu bieten. Jetzt hat sich auch Mercedes entschieden, ein markeneigenes Schnellladenetz aufzubauen. Nico Dettmer, bei Mercedes-Benz Mobility zuständig für das Projekt, erklärt, warum der Schritt zur rechten Zeit kommt.
Herr Dettmer, warum braucht Mercedes ein eigenes Ladenetz?
Unsere Strategie beruht auf drei Säulen. Mit Mercedes me Charge haben wir bereits ein eigenes Ökosystem aufgebaut, mit dem man sorgenfrei an 1,5 Millionen Ladepunkten weltweit Strom tanken kann. Dann haben wir vor einigen Jahren mit Ionity begonnen, ein Schnellladenetz in Europa aufzubauen, das es vorher nicht gab. Hier werden wir auch weiter investieren.
Und die dritte Säule?
Wir möchten noch mehr Fokus auf das Kundenerlebnis legen, beispielsweise über die Größe der jeweiligen Stellplätze für das Laden oder die nahtlose Integration des Ladevorgangs. Das geht umso besser, je mehr Wertschöpfung in unserer eigenen Hand liegt.
Wieso jetzt und nicht schon früher?
Die Early Adopter sind bereits umgestiegen auf elektrische Fahrzeuge. Jetzt geht es darum, die breite Masse zu überzeugen. Deshalb verstärken wir unsere Aktivitäten nicht nur hier in Deutschland, sondern auch in anderen wichtigen Märkten wie USA oder China. Dabei setzen wir auf Partner. In den USA etwa MN8 Energy, in Deutschland E.on, und in China arbeiten wir mit BMW zusammen.
Wie sieht das Engagement im Detail aus?
Wie bereits angekündigt, wollen wir weltweit bis Ende des Jahrzehnts mehr als 2000 Ladestationen mit 10.000 Ladepunkte etablieren. In den USA haben wir vor ein paar Wochen den ersten Standort in Atlanta eröffnet. Hier sollen es bis zum Ende des Jahrzehnts rund 400 Ladeparks sein. In China, wo wir mit BMW gemeinsam antreten, sollen es in drei Jahren mindestens 1000 Stationen mit 7000 Ladepunkten sein. In Europa planen wir bis zu 500 Ladeparks.