Chery erwägt noch kein Werk in Europa

Chinas Automobilgruppe Chery will in Europa dauerhaft Fuß fassen und startet im dritten Quartal in Europa mit ihren Marken Omoda und Jaecoo. Eine eigene Fertigung in Europa stehe aber noch lange nicht auf der Tagesordnung, sagte jetzt Europachef Jochen Tueting der Automobilwoche.

Er reagierte damit auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, wonach Chery in Gesprächen mit der italienischen Regierung über die Schaffung eines Produktionsstandortes in Italien steht. Die italienische Regierung hat höchstes Interesse daran, neben Stellantis noch einen weiteren Automobilbauer in dem Land ansässig zu machen, da die Produktionsvolumen in den italienischen Autowerken seit Jahren rückläufig sind.

"Das Thema Produktion in Europa ist zwar durchaus relevant für uns", bekräftigte Tueting frühere Aussagen gegenüber der Automobilwoche. "Überall dort, wo wir relevante Volumina erreicht haben, sind wir bislang auch mit einer lokalen Fertigung gestartet."

Tueting hatte bereits im Januar mit der Automobilwoche über die Expansionspläne des Herstellers gesprochen. "Wir sind in Europa überzeugt, dass wir eine relevante Marke werden und dass sich eine lokale Fertigung zu gegebener Zeit rechnet", hatte er erklärt. Doch bis dahin werde es noch dauern.

Der chinesische Hersteller geht auch in anderen Weltregionen den Weg, zunächst seine Marken zu etablieren, dann ein relevantes Verkaufsvolumen zu erreichen und erst als dritten Schritt eine lokale Fertigung aufzubauen. So steht Chery derzeit in Nigeria und Indonesien in konkreten Gesprächen zum Bau erster Produktionswerke. Weltweit befinden sich zehn der 14 Produktionswerke des Herstellers außerhalb von China.

Italiens Industrieminister Adolfo Urso hatte jüngst erklärt, das Land wolle neben Stellantis einen zweiten Automobilhersteller dauerhaft ansiedeln. Dieser solle jährlich rund 300.000 Fahrzeuge herstellen.

Dieses Ziel ist verständlich angesichts der Tatsache, dass die inländische Fahrzeugproduktion 2023 nur noch 800.000 Einheiten umfasste und fast vollständig nur durch die Stellantis-Gruppe erbracht wurde. Im Jahr 1997 war mit 1,8 Millionen Einheiten das höchste Produktionsvolumen in Italien erreicht worden.

Der chinesische Rivale BYD hat sich bereits entschlossen, in Ungarn ein Werk zu bauen. Es soll von 2026 an ausschließlich reine E-Autos produzieren, zunächst rund 150.000 Einheiten pro Jahr. Um den Absatz dieser Fahrzeuge in Europa zu gewährleisten, will BYD in Europa einen Marktanteil von fünf Prozent im Geschäft mit Elektroautos erreichen - derzeit ist der Hersteller davon aber noch weit entfernt. 2023 verkaufte BYD in seinem ersten Markt in Norwegen 15.644 Fahrzeuge.