Nach Aufteilung des britischen Marktes: Was die US-Handelsriesen als nächstes planen

Nächste Runde bei der Neuordnung des britischen Autohandels: Die Group 1 Automotive übernimmt das Retailgeschäft von Inchcape. Es ist ein weiterer großer Deal innerhalb weniger Monate. Zuvor hatte bereits Lithia Motors die Pendragon-Gruppe übernommen und die Alpha Auto Group war bei Lookers eingestiegen.

"Ein solches Ausmaß an Veränderungen gab es noch nie in so kurzer Zeit", sagt ICDP-Chef Steve Young. Dadurch ändern sich vor allem die Eigentumsverhältnisse, weniger die britische Handelslandschaft.

Der US-Handelsriese Group 1 Automotive übernehme das Retailgeschäft von Inchcape für 346 Millionen Pfund (404 Millionen Euro), teilte der börsennotierte britische Autohändler mit. Im dritten Quartal soll der neue Deal abgeschlossen werden. Damit wechseln 81 Betriebe mit 3600 Mitarbeitern den Besitzer.

Aus Sicht von Inchcape-Chef Duncan Tait ist die strategische Bedeutung des britischen Einzelhandelsgeschäfts für das Unternehmen mittlerweile begrenzt. "Da wir weiterhin unser strategisches Ziel verfolgen, der führende globale Vertriebspartner für unsere OEM-Partner weltweit zu werden, ist diese Transaktion ein wichtiger Schritt auf diesem Weg", so Tait laut "Cardealer".

Laut dem europäischen Top-50-Händlerranking 2023 von ICDP und Automotive News Europe ist Inchcape Europe die Nummer sechs in Europa. In Großbritannien ist das Unternehmen hinter Arnold Clark und Lookers die Nummer drei.

Insgesamt erzielte Inchcape 2022 einen Umsatz von knapp fünf Milliarden Euro. Dazu verkaufte das Unternehmen mehr als 160.000 Fahrzeuge, etwa zwei Drittel im Retail und den Rest im Großhandel.

Auch in Deutschland kaufen zunehmend europäische Big-Player zu: Hedin (Torpedo Gruppe), Nic Christiansen (May & Olde), Pon (Beteiligung an Moll). Doch von den nordamerikanischen Handelsriesen ist bislang lediglich die Penske-Gruppe in Deutschland aktiv.

Offen ist, ob die nordamerikanischen Konzerne in den nächsten Jahren verstärkt den Sprung nach Kontinentaleuropa und Deutschland machen. AutoNation, der zweitgrößte US-Händler, hat bereits angekündigt, expandieren zu wollen, und hat beim Bieterwettbewerb um Pendragon das Nachsehen gehabt.

Allerdings sind die Unterschiede zwischen dem britischen und deutschen Markt groß: "Ein Vorteil des Vereinigten Königreichs ist, dass es dort große Konzerne gibt, die bei einer einzigen Transaktion sofort eine nationale Größenordnung erreichen", so Young. In Deutschland gibt es dagegen viel kleine und mittelgroße Familienbetriebe. Das macht es deutlich schwieriger, durch Übernahmen am Markt Fuß zu fassen.

Deshalb ist Young davon überzeugt: "Sollten die US-Konzerne weiter nach Kontinentaleuropa expandieren, gehe ich nicht davon aus, dass Deutschland im Mittelpunkt steht. Dafür ist der Markt viel zu komplex."