US-Pick-ups: Fast nichts verkauft und trotzdem zufrieden

Es sind die meistverkauften Autos der USA: Ford F-150, Chevrolet Silverado und der Ram Pick-Up. Mehr als 1,7 Millionen Mal wurden die drei Modelle 2023 dort verkauft. In Europa dagegen spielen sie kaum eine Rolle. Das zu ändern, sind 2023 zwei neue Importeure angetreten: Die schwedische Hedin-Gruppe für Fords F150 im August und AEC für die GM-Marken Chevrolet, Cadillac und GMC im Juli. AEC ist in etlichen EU-Ländern, darunter Deutschland, bereits Importeur der Stellantis-Marken Dodge und Ram.

Geht es nach den Importeuren, war der Marktstart ein voller Erfolg. "Die europäische Markteinführung des weltweit meistverkauften Pick-up-Trucks F-150 gelang uns im Vergleich zu vielen anderen Modellen und Marken extrem schnell und wir sind sehr zufrieden mit der bisherigen Entwicklung", sagt Anderz Larqvist, CEO von Hedin US Motor. AEC erklärt ebenfalls, man sei "mit den Zahlen, die wir seit der Einführung erreicht haben, zufrieden, insbesondere in Deutschland."

Das verwundert. Denn blickt man auf ebendiese Zahlen, fällt der Erfolg eher bescheiden aus. Laut einer Auswertung der Pick-Up-Neuzulassungen durch den Marktdatenspezialisten Dataforce für die Automobilwoche wurden 2023 in Deutschland 21.941 Pick-Ups neu zugelassen. Davon entfielen gerade einmal 382 auf den F-150, 253 auf den Chevrolet Silverado und 36 auf GMC.  

Zählt man auch die anderen Modellreihen dazu, kamen die drei GM-Marken 2023 auf 1.642 Neuzulassungen. Unter diesen sind aber auch Fahrzeuge, die Händler auf eigene Faust aus den USA importiert haben sowie 772 Corvette (Chevrolet) deren Import AEC erst seit April 2024 verantwortet. Die Zahl der Importe durch AEC liegt also deutlich niedriger. Gleiches dürfte für den F-150 gelten. 2022, als es keinen offiziellen Importeur gab, kamen 192 Einheiten ins Land.

AEC selbst beziffert seine europaweiten Verkäufe 2023 auf "über 1.000 Einheiten". Damit verfehlt der Importeur die Ziele, die er sich zum Marktstart im Juli selbst gesetzt hatte. "Eine Verdopplung der letztjährigen Verkaufszahlen von GM Europe sollte realistisch sein", sagte AEC-Chef Andrew Pilsworth damals der Automobilwoche. Diese bezifferte GM damals für die Jahre zuvor mit 1.000 bis 2.000 Einheiten pro Jahr.

Ein Grund für den mangelnden Erfolg ist nach Ansicht von Händlern der Preis. Die Fahrzeuge seien vielen Verbrauchern schlicht zu teuer. Der F150 etwa beginnt inklusive Mehrwertsteuer bei knapp 78.000 Euro. Das Spitzenmodell F-150 Raptor liegt bei knapp 144.000 Euro. "Ich bin 20.000 Euro günstiger als Ford", sagt dazu ein Händler, der auf eigene Faust Autos aus den USA importiert. Auch bei den GM-Marken habe der Importeur Preis und Markt falsch eingeschätzt vermutet der Händler. Die Fahrzeuge würden zunehmend mit Rabatten in den Markt gedrückt. Offizielle Angaben von AEC zum Preis seiner Modelle gibt es nicht. Die Plattform Mobile.de beziffert die Preisspanne jedoch auf 74.000 bis 110.000 Euro.

Mit den weiteren Zielen halten sich AEC und Hedin aktuell entsprechend zurück. 2023 gab Hedin für 2024 noch 1.200 F150 als Ziel für Deutschland aus. Das will Larqvist so im Moment nicht mehr bestätigen. "Bis Ende 2024 ist es unser Ziel, rund die Hälfte des europäischen Absatzes in Deutschland zu realisieren." Auch AEC wird nicht konkret. Man wolle keine konkreten Umsatzprognosen veröffentlichen, habe aber "einen sehr positiven Ausblick für das kommende Jahr".

Wie das Geschäft funktioniert, weiß AEC eigentlich bestens. Der von AEC importierte Ram 1500 kam 2023 auf 3.857 Neuzulassungen. Damit ist das Modell der zweiterfolgreichste Pick-Up hierzulande. Auf Platz eins mit 10.841 Fahrzeugen indes liegt der kleine Bruder des F-150, der Ford Ranger. Diesen vertreibt Ford in Europa selbst – für Preise ab 40.200 Euro.