Wie es bei Brose nach Michael Stoscheks Rückzug weitergeht

Michael Stoschek gibt beim Zulieferer Brose seine Position als geschäftsführender Gesellschafter an Rolf Breidenbach und den Vorsitz der Gesellschafterversammlung an seinen Sohn Maximilian Stoschek ab. Etwas überraschend kommt dieser Schritt schon, obwohl der Patriarch in der Vergangenheit immer wieder mal anklingen ließ, dass er Verantwortung abgeben wolle.

Dieses geschieht jetzt in einer Zeit, in der das Unternehmen vor entscheidenden Einschnitten steht. Anfang des Jahres hatte der Mechatronikspezialist angekündigt, die Personalkosten um zehn Prozent und die Investitionen um 20 Prozent reduzieren zu wollen. Das Ziel: finanziellen Spielraum gewinnen.

Wie viele Entlassungen es tatsächlich geben wird und wie viele Stellen über Ruhestandsregelungen oder Fluktuation entfallen, ist beim fränkischen Unternehmen nach wie vor offen. Doch der Druck ist da. Brose-Chef Philipp Schramm hatte erklärt, dass ein operatives Ergebnis unter zwei Prozent zu niedrig sei, um auf Dauer bestehen zu können. Ziel sei es, über fünf Prozent Umsatzrendite zu erzielen.

Schramm hat nun rund zwei Jahre Zeit das Unternehmen auf Kurs zu bringen und muss liefern. Wie frei er dabei in der Wahl seiner Mittel sein kann, hängt auch davon ab, ob und wie stark sich Michael Stoschek doch noch ins operative Geschäft einmischt. Denn er hat weiterhin ein Ohr am Unternehmen. Sowohl der Gesellschafterversammlung als auch dem Aufsichtsrat, in dem Breidenbach nun mehr Gewicht bekommt, gehört er nach wie vor an. Fest steht: Keiner kennt das Unternehmen so gut wie Michael Stoschek.

Er hatte 1971 im Alter von 23 Jahren von seiner Tante Gisela die Geschäftsführung des Familienunternehmens mit 1000 Mitarbeitern und 50 Millionen DM Umsatz übernommen. Im Jahr 2005 übergab Stoschek die Leitung des Zulieferers an Jürgen Otto. Der Zulieferer erzielte zu diesem Zeitpunkt rund 2,2 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigte 9000 Mitarbeiter. Otto prägte das Unternehmen dann bis Ende 2017 maßgeblich.

Der streitbare Unternehmer Stoschek eckte immer wieder an. So wurde sein Verhältnis zum Coburger Oberbürgermeister Norbert Kastner im Verlauf der Jahre zunehmend angespannter. Einer der Konfliktpunkte war die mit Stadtratsmehrheit im Jahr 2004 abgelehnte Umbenennung der „Von-Schultes-Straße“ in „Max-Brose-Straße“. Der Stadtrat lehnte die Umbenennung lange Zeit ab, weil Max Brose NSDAP-Mitglied und in der Zeit des Nationalsozialismus „Wehrwirtschaftsführer“ war. Stoschek fand sich mit dieser Entscheidung nicht ab und erreichte schließlich, dass der Stadtrat im Mai 2015 der Umbenennung zustimmte.

2015 musste sich Stoschek für Urkundenfälschung und Kennzeichenmissbrauchs vor dem Amtsgericht Coburg verantworten. Er hatte an seinem Porsche 911 illegale Klebekennzeichen statt Nummernschildern angebracht. Letztendlich wurde das Verfahren gegen eine Strafzahlung von 150.000 Euro eingestellt.