Von Michael Gerster
Wer nach den Gründen für den derzeit schleppenden Hochlauf der Elektromobilität fragt, der bekommt sehr oft zu hören, dass es an günstigen Angeboten von E-Autos mangelt. Ohne diese aber könne der elektrische Antrieb niemals im Massenmarkt ankommen. Deshalb müssten gerade deutsche Hersteller wie VW hier endlich mehr tun, so die Forderung. Doch stimmt es wirklich, dass es nur Elektroautos im Premium-Segment gibt, die für Otto Normalverbraucher unerschwinglich sind?
Stellt man die Suchfunktion eines Internetportals entsprechend ein, bekommt man ein überraschendes Ergebnis. Über 25.000 Angebote für E-Autos unter 25.000 Euro spuckt etwa mobile.de aus. So findet sich ganz oben ein schöner Mini Cooper SE Baujahr 2023 mit gerade mal 5600 Kilometer. Oder darf es ein Opel Corsa e Baujahr 2023 sein, der nur 1800 Kilometer auf dem Buckel hat? Ein VW ID.3 Pure Baujahr 2021 mit 17.000 Kilometern ist für 20.000 Euro zu haben, ein Mazda MX 30e Baujahr 2022 mit 17.864 Kilometern für 19.999 Euro. Wer wirklich wechseln will, der wird auch mit schmalem Geldbeutel fündig.
Sogar Neuwagen wie Citroen e-C3, Fiat 500e oder Dacia Spring sind längst in dieser Preisregion angesiedelt. Natürlich gibt es für 20.000 Euro kein SUV mit sieben Sitzen und auch keinen Luxus-Sportwagen. Aber das ist bei den Verbrenner-Autos auch nicht anders. Selbst ein VW Polo kostet mit etwas Ausstattung heute schnell an die 30.000 Euro. Wer es billiger haben will, muss auf günstige Importmarken ausweichen. Das war schon immer so. Es ist eine seltsame Diskussion, wenn der Erfolg der Elektromobilität allein am angeblich fehlenden Angebot günstiger Autos festgemacht wird und ausgerechnet von Herstellern wie VW gefordert wird, sie mögen doch bitte solche Modelle auf den Markt bringen. Das ist wegen der Kostenstrukturen in Deutschland kaum möglich.