E-Mobilität: Zu schnell und zu viel gewollt

Die große Idee der Automobilbranche im 21. Jahrhundert ist es, den Antrieb der Fahrzeuge auf Batterie umzustellen. Das bedarf jedoch Zeit. Und das merken gerade all jene, die vor einigen Jahren mit zu viel Euphorie an die Arbeit gingen.

Es war zu viel und zu schnell gewollt. Daher sprechen die Strategen in den Konzernen nun von „Anpassungen“ und „Adjustierungen“, ohne dabei aber die große Linie zu verlassen. Elektromobilität werde auf lange Sicht kommen, aber nicht – und das ist die neue Erkenntnis – in der Geschwindigkeit, wie einst vermutet.

Mercedes-Benz spricht 
weiter von „strategischer Klarheit“ bei der Wende vom Verbrenner zum Elektroauto, sieht aktuell aber auch „taktische Flexibilität“. Auch Porsche hält an den Zielen fest, allerdings „abhängig von der Nachfrage der Kunden und der Entwicklung der Elektromobilität in den einzelnen Weltregionen“.

Der britische Hersteller JLR verlangsamt seine E-Strategie und behilft sich erfolgreich mit Plug-in-Hybriden, wie auch andere. E‑Mobilität bleibt aber langfristig das große Ziel. Auch Volkswagen vertraut trotz gegenwärtiger Absatzdelle von Elektroautos auf einen langfristigen Wandel zur E‑Mobilität, verkauft derweil aber ordentlich Verbrenner und Plug-in-Hybride für den Übergang.

Auch bei den US-Autobauern sind die Schmerzen gerade groß. Das Geschäft mit E-Autos ist für Ford ein Desaster. Für 2024 rechnet der Konzern mit Verlusten im Bereich von 5,5 Milliarden Dollar. Auch General Motors hatte im Kampf gegen Tesla massiv in E-Fahrzeuge investiert und sich offenbar verschätzt.

Wandel mit Augenmaß und das Wissen um den wahren Kundenwunsch ist das, was gerade zählt. In den nächsten Jahrzehnten werden Elektroautos mit guter Reichweite, starker Performance und schnellen Ladezeiten das Gros der Neuzulassungen bestimmen. Dafür muss man gut vorbereitet sein. Aber um auch heute Geld zu verdienen, gehört alles ins Portfolio.