E-Autos: Hat sich Wissing vom 15-Millionen-Ziel verabschiedet?

Die Elektromobilität schwächelt derzeit in Deutschland. Nach dem Ende der Kaufprämie sind die Zulassungen eingebrochen. Und dennoch haben Vertreter der Bundesregierung immer wieder betont: Am Ziel von 15 Millionen E-Autos im Bestand bis 2030 wird festgehalten.

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) bekräftigte dies noch Anfang April, wenngleich er damals im Interview mit dem ZDF schon einräumte: "Das ist ein sehr ehrgeiziges Ziel." Eine Studie aus dem Umfeld seines Hauses nennt nun eine niedrigere Zahl, nämlich 13,4 Millionen E-Autos.

Erstellt hat die Studie Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur. Diese ist Teil der bundeseigenen Now GmbH, einer Projektgesellschaft, die für die Bundesregierung unter anderem nationale Projekte zu Wasserstoff, Brennstoffzellentechnologie und Elektromobilität steuert.

Für Wissings Verkehrsministerium kümmert sich die Leitstelle um die  "Aktivitäten zum Ausbau der Ladeinfrastruktur". Am 5. Juni hat die Leitstelle die  Studie „Ladeinfrastruktur nach 2025/2030: Szenarien für den Markthochlauf“ veröffentlicht, in der die Zahl auftaucht.

In dieser Studie, auf Seite 22, steht eine Prognose  für den Hochlauf der E-Mobilität, nach der 15 Millionen E-Autos bis 2030 in Deutschland nicht erreicht werden. Stattdessen sollen es nur 13,4 Millionen sein.

13,4 Millionen E-Autos sind zweifellos näher an der Realität als 15 Millionen. Nach Berechnungen der Automobilwoche wird es bis 2030 bestenfalls knapp zehn Millionen E-Autos im Bestand geben. Wahrscheinlicher sind eher rund sechs Millionen.

Eine Sprecherin des Verkehrsministeriums wollte nicht auf die Studie eingehen, sondern sprach nur allgemein vom "hohen Ambitionsniveau" mit Blick auf E-Mobilität und Ladeinfrastruktur.

Bezogen auf die 15 Millionen E-Autos bis 2030 sagte sie: "Die Bundesregierung hält an diesen Zielen weiterhin fest."

Die Elektroauto-Zulassungen schwächeln seit einigen Monaten aus mehreren Gründen:

• Die Early Adopters sind versorgt, nun geht es um den Massenmarkt. Und da haben viele immer noch Zweifel, ob es zum Beispiel genug Ladestationen gibt.
• Zudem verunsicherte der jähe Stopp des Förderprogramms Ende 2023.
• Die Preise für gebrauchte E-Autos sinken zwar gerade, die Unsicherheit in Bezug auf die Weiterentwicklung der Technik und die Haltbarkeit der Batterien dämpft aber die Nachfrage.
• Günstige Elektro-Neuwagen sind zudem derzeit Mangelware. Hinzu kommt, dass das Verbrenner-Aus der EU derzeit infrage gestellt wird. Das Image der Elektromobilität ist schlecht, bei E-Autos drohen teurere Reparaturen.

Aus all diesen Gründen haben es E-Autos momentan schwer. Allerdings dürfte die Nachfrage mittelfristig wieder steigen. So macht die Batterietechnik gerade Fortschritte, schon bald dürften Akkus mit höherer Reichweite und geringeren Ladezeiten in Serie verbaut werden. Zudem kommen immer mehr E-Neuwagen für unter 30.000 Euro auf den Markt.