Natürlich hätte Seat das auch alles lassen können – eine bewusst auf viel Leistung ausgelegte Marke wie Cupra zu gründen, nur um ein paar sportlich ambitionierte Kunden in den Verkaufsraum zu locken. Schließlich kostet der Aufbau einer neuen Marke sehr viel Geld und ist in diesem Fall alles andere als förderlich, wenn es um die Reduzierung der CO2-Flottenwerte geht.
Doch die Strategen der Seat-Zentrale in Martorell sind sich sicher, dass Cupra als Eigenmarke auf einer soliden Basis steht. Denn als Cupra noch die stärksten Fahrzeuge von Seat markierte – der Name entstand 1996 aus der Verschmelzung von Cup und Racing –, machten sie 15 Prozent der Leon-Baureihe aus. Andere Hersteller schaffen mit ihren Sportvarianten meist kaum die Hälfte.
18 Monate liegt die Cupra-Gründung zurück. „Seitdem konnten wir über 17.000 Fahrzeuge verkaufen“, sagt Wayne Griffiths, Cupra-Chef und Seat-Vorstand für Vertrieb und Marketing. „In zwei bis drei Jahren wollen wir unser Volumen verdoppeln.“
Einziges Modell ist das kompakte SUV Ateca, befeuert von einem 300 PS starken Vierzylinder. Preis: knapp 45.000 Euro. Die Kunden greifen zu. „Jeder vierte Seat Ateca ist ein Cupra, so Griffiths. Er glaubt, mit der Marke auch Kunden zu erreichen, die das Auto nicht kaufen würden, wenn das Seat-Emblem im Grill glänzte.Bei einem Modell allein soll es natürlich nicht bleiben. Hinweise auf Kommendes gab Cupra im März mit der Studie Formentor, ein Coupé-Ableger des Ateca. Dafür nahm Seat viel Geld in die Hand und verpasste dem Formentor eine extrem sportlich gestylte Karosserie. „Anders wäre die Marke auf Dauer nicht glaubwürdig“, sagt Chefdesigner Alejandro Mesonero-Romanos. Der Cupra Formentor soll schon im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Wie im Ateca steckt auch unter seiner Haube der 300-PS-Benziner, jedoch alternativ auch ein Plug-in-Hybrid.
Noch in diesem Jahr steht die Vorstellung der neuen Leon-Generation auf dem Plan. Entsprechend wird daraus Cupra sein Modell ableiten und 2020 zu den Händlern schicken. Als sportlichstes Modell soll die Leistung des Leon auf circa 350 PS steigen, Allrad, DSG und ein ganzes Bündel von Fahrdynamik-Assistenten inklusive. Man kommt schließlich aus der Tourenwagen-Szene. Motorsport gehört zur Cupra-DNA.
Lautete das Credo der Marke anfangs noch „kein Modell im B-Segment“, weht jetzt ein anderer Wind durch die Entwicklungsabteilung. Konkret will Axel Andorff, Vorstand für Forschung und Entwicklung, zwar noch nicht werden, er könne sich aber „ein Modell unterhalb des Leon durchaus vorstellen“. Was bedeuten dürfte, dass es einen Cupra Ibiza geben wird. Die Basis liefert der Polo GTI. Debüt: vermutlich 2021.
Nicht geplant sind Roadster und Sportwagen. „Wir brauchen ein bestimmtes Volumen, um wirtschaftlich zu sein. Nischenmodelle erfüllen diese Voraussetzungen nicht“, sagt Griffiths. Durchaus offen steht das Cupra-Management der Elektromobilität gegenüber. Auf dem Motorsportsektor hat die Marke bereits die Entwicklung eines ersten vollelektrischen Tourenwagens vorangetrieben. Das färbt auf die Serie ab. Wie, das zeigte kürzlich auf der IAA in Frankfurt der Tavascan. Die SUV-Studie gilt stilistisch als gewagt, außen wie innen, soll sich aber gerade dadurch von den elektrischen Wettbewerbern absetzen. Fachleute rechnen mit einem Serienstart Ende 2022 oder Anfang 2023. Die Technik darunter ist bereits fertig. Cupra bedient sich, wie die Mutter Seat, bei der Wolfsburger MEB-Architektur.
Dazu im Datencenter:
Modellvorschau Seat Cupra 2020 bis 2022 zum Downloaden
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