BMW-Chef lockt Kunden mit der "Power of Choice"

Der Gewinn legte um ein Drittel zu, der Umsatz um rund acht Prozent, die Marge um 2,2 Prozentpunkte auf 6,6 Prozent. Die Zahlen waren noch besser, als von Analysten erwartet. Damit kann Oliver Zipse sich gut von den durchwachsenen Quartalszahlen Zahlen abheben, die sein Vorgänger Harald Krüger vor drei Monaten verkünden musste. Dabei ist zwar klar, dass die verbesserten Quartalszahlen noch kein Verdienst von Zipse sein können, sondern auf Krügers Arbeit zurückgehen.

Aber der psychologische Effekt bei Mitarbeitern und Investoren dürfte Zipse bei der Bewältigung der anstehenden Aufgaben helfen. Zumal den BMW-Mitarbeitern Mut machen könnten, um die Herausforderungen anzugehen, die ihnen ihr neuer Vorstandschef an seinem ersten Arbeitstag im August präsentierte.

Damals schrieb Zipse in einem Rundbrief bei BMW habe man sich "an den Erfolg gewöhnt". Jetzt stiegen die Kosten schneller als die Einnahmen. "Wir denken und handeln noch nicht konsequent global", stellte Zipse fest und mahnte: Jeder müsse bereit sein, zu lernen und sich weiterzuentwickeln; Erfolg müsse "jeden Tag neu erarbeitet werden". Damit stimmte er die Mitarbeiter auf das zwölf Milliarden Euro schwere Sparprogramm ein, das noch von Krüger auf die Schiene gesetzt wurde und dass Zipse nun bis 2022 umsetzen muss.

Zugleich hatte Zipse sich damals überzeugt gezeigt, dass BMW beim Umstieg auf die Elektromobilität besser aufgestellt sei, als die Konkurrenz: "Mit unseren flexiblen Architekturen sind wir dem Wettbewerb weit voraus", das "macht den Unterschied", so der neue Vorstandschef. In diesem Feld führt er die Strategie von Harald Krüger fort, die Fahrzeuge auf den gleichen Bändern – abhängig von der Nachfrageentwicklung – mit Verbrennungsmotor, mit rein batterieelektrischem Antrieb oder Hybridfahrzeuge zu produzieren. Zipse spricht hier neudeutsch von der "Power of Choice", die man den Kunden damit gebe.

Ob sich die dabei nötigen Kompromisse und der höhere Aufwand für die Flexibilität auszahlen, oder ob VW mit seiner Strategie der reinrassigen Batteriefahrzeuge besser fährt, muss sich allerdings noch zeigen.

Im ewigen Rennen mit Mercedes-Benz um die Krone des größten Herstellers von Premiumfahrzeugen hängte Zipse die Ziele allerdings etwas tiefer. Vorgänger Krüger hatte noch das Ziel ausgegeben, beim Verkauf von Premiumautomobilen 2020 wieder vor Mercedes-Benz zu liegen. Die Stuttgarter hatten BWM 2016 überholt. In seiner letzten Bilanz konnte Krüger schon verkünden: "Im Monat Juni lag BMW vor Mercedes."

Zipse will sich mit der Aufholjagd auf den Premiumrivalen Mercedes-Benz aus dem Daimler-Konzern mehr Zeit lassen. "Dafür gibt es keinen festen Termin", sagte Zipse der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". "Wir sind in der größten Modelloffensive, die es bei BMW je gegeben hat, unsere Autos gewinnen viele Vergleichstests, wir haben also beste Aussichten, Marktanteile zu gewinnen. Alles andere wird sich weisen."

Dennoch hat auch Zipse dem Konzern Wachstumsziele verordnet. "Laut Prognosen soll das Premiumsegment stärker zulegen als der Gesamtmarkt. Unser Ziel ist es, besser zu sein als das Premiumsegment", kündigte er heute bei der Präsentation der Quartalszahlen an.

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