IG-Metall-Chef Jörg Hofmann ist sichtlich erleichtert. Endlich einmal ein Termin, bei dem die Stimmung gut ist. Seit Jahren zieht er durch die Republik, um in den Zulieferbetrieben über den bevorstehenden Wandel der Branche weg vom Verbrenner und hin zur Elektromobilität aufzuklären. Nicht selten bekommt er als Reaktion nur ein Schulterzucken der Manager. Vor allem kleinere Firmen haben weder die Kapazitäten noch die finanzielle Kraft, sich rechtzeitig um eine Strategie für die Zeit nach dem Verbrennungsmotor zu kümmern. Schon jetzt droht in vielen Werken, die beispielsweise an der Diesel-Technologie hängen, ein massiver Stellenabbau.
Wie gut tut da ein positives Beispiel. Hofmann steht im ZF-Werk nahe der Autobahn nach Frankreich im Saarbrücker Süden neben der saarländischen Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger und lässt sich von Bereichsleiter Markus Krisam den komplizierten Aufbaus eines Getriebes mit über 600 Teilen erklären. Über eine Länge von einem Kilometer erstreckt sich das Getriebewerk, das mit 9000 Mitarbeitern einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region ist. Sie fertigen hier 17 Getriebetypen in über 500 Varianten für namhafte Hersteller wie Mercedes, BMW oder Porsche. 10.500 Einheiten pro Tag verlassen das Werk. Der Standort, der zu den größten von ZF zählt, macht einen Umsatz von 2,7 Milliarden Euro pro Jahr.
Seit einigen Wochen können die Mitarbeiter aufatmen. Die Zukunft des Werkes und damit auch das derzeitige Beschäftigungsniveau ist für Jahre gesichert. Denn das Unternehmen hat einen Großauftrag von BMW erhalten. So wird ZF ab dem Jahr 2022 die vierte Generation von Getrieben für Plug-In-Hybride bauen, also Fahrzeuge mit einer Kombination aus Verbrennungsmotor und aufladbarem Batterieantrieb. Der Auftrag ist der größte in der Unternehmensgeschichte und nach Angaben von Branchenkreisen ein Volumen von 20 Milliarden Euro. "Im Moment machen Plug-In-Hybride einen Anteil von fünf Prozent aus. Ab 2025 werden es 50 Prozent sein", sagt Stephan von Schuckmann, Leiter der ZF-Antriebstechnik. Jetzt zahle sich aus, dass ZF bei der Elektrifizierung ein breites Spektrum an Technologien anbiete. Bis 2030 dürfte das Werk damit ausgelastet sein.