Analyse: Dynamik auf Westeuropas Automärkten lässt nach

Nach vorläufigen Veröffentlichungen der jeweiligen nationalen Automobilverbände lagen die westeuropäischen Neuzulassungen im Juni 2024 mit zirka 1,17 Millionen Pkw gut zwei Prozent über dem Vorjahresniveau.

Der Juni entwickelte sich in vielen Ländern besser als erwartet. Ein Grund könnten vorgezogene Neuzulassungen sein, da ab Anfang Juli alle neu zugelassenen Pkw in der EU mit verschieden Assistenzsystemen ausgestattet sein müssen.

Im abgelaufenen Halbjahr gab es mit 6,16 Millionen Neuzulassungen ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es war das höchste Halbjahresergebnis seit 2019. Allerdings lag es immer noch 20 Prozent unter dem Durchschnittswert der fünf Jahre vor der Pandemie.

Die Automobilwoche erwartet für die verbleibenden sechs Monate einen Rückgang um knapp drei Prozent. Damit käme Westeuropa auf 11,64 Millionen Neuzulassungen im Gesamtjahr. Dies wäre ein Plus von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr und immer noch ein Minus von 18 Prozent gegenüber den fünf Jahren vor Beginn der Krisen.

Der Rückgang im zweiten Halbjahr ist kein Zeichen einer gegenüber dem ersten Halbjahr nachlassenden Nachfrage. Er beruht vielmehr auf dem Sockeleffekt durch die erhöhten Neuzulassungen im Vorjahreshalbjahr. Die schwache Konjunktur verhindert, dass dieser Effekt kompensiert wird.

Aufgrund der geringen Neuzulassungszahlen der vergangenen Jahre hat sich eine hohe Nachfrage aufgestaut. Aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage wird allerdings nur ein kleiner Teil davon realisiert.

Die Verbraucher sind stark verunsichert, was den Kauf neuer Pkw angeht. Viele zögern mit dem Kauf und warten auf eventuell neue Unterstützungsmaßnahmen für Elektro-Pkw und auf neue, günstige E-Autos.

Die Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten für den Euroraum nach einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent im vergangenen Jahr auch für 2024 nur eine geringfügige Besserung. Der starke Anstieg der Verbraucherpreise im Euroraum 2022 und 2023 hat zu einem Wohlstandsverlust geführt.

Zusammen mit den gestiegenen Zinsen und dem Krieg in der Ukraine bleibt dies das größte Risiko für das Kaufverhalten der Verbraucher.

In den größten Automärkten Großbritannien, Italien, Spanien und Deutschland lagen die Zulassungszahlen im ersten Halbjahr zwischen fünf und sechs Prozent im Plus. Einziger Ausreißer war Frankreich, wo es nur um 2,8 Prozent nach oben ging.