Schwaches Halbjahr: Maserati steht auf dem Prüfstand

Nachdem Maserati in der ersten Hälfte dieses Jahres stark gesunkene Verkaufszahlen und erhebliche Verluste gemeldet hat, sagte Stellantis-Finanzchefin Natalie Knight, dass es „einen Zeitpunkt in der Zukunft“ geben könnte, an dem der Konzern prüfen würde, „was das beste Zuhause“ für die Luxusmarke ist. Stellantis-Vorstandschef Carlos-Tavares hatte erst vergangene Woche gesagt, dass der Autobauer sich von unrentablen Marken trennen könnte. Maserati gilt dabei als ein Kandidat.

Der weltweite Absatz von Maserati fiel von Januar bis Juni um mehr als 50 Prozent auf 6.500 Einheiten, verglichen mit 15.300 im gleichen Zeitraum des Vorjahres, so Stellantis. Die Marke verzeichnete einen bereinigten operativen Verlust von 82 Millionen Euro, gegenüber einem Gewinn von 121 Millionen Euro im Jahr 2023. Das entspricht einer negativen bereinigten operativen Marge von 13 Prozent, verglichen mit einer positiven Marge von 9,2 Prozent im Jahr 2023.

„Das erste Halbjahr war enttäuschend“, sagte Knight bei einem Telefonat mit Journalisten am 25. Juli, was ihrer Meinung nach vor allem auf die Einstellung einer Reihe von Modellen zurückzuführen ist. Ende letzten Jahres stellte Maserati die Produktion der Mittelklasselimousine Ghibli und der großen Limousine Quattroporte ein, und Ende März wurde die Produktion des großen Geländewagens Levante eingestellt.

Gleichzeitig brach der Absatz des mittelgroßen Geländewagens Grecale ein. In Europa sank der Absatz des Grecale nach Angaben von Dataforce um 42 Prozent auf 2.108 Fahrzeuge.

Die Produktpalette von Maserati besteht jetzt aus dem Grecale, dem einzigen Volumenmodell, sowie zwei Nischenprodukten, dem GranTurismo Coupé und dem GranCabrio Cabrio, sowie dem Kohlefaser-Supersportwagen MC20, den es als Coupé und Roadster gibt.

Auf die Frage, ob die enttäuschenden Ergebnisse nach dreieinhalb Jahren unter der Leitung von Stellantis darauf hindeuten, dass die Marke zum Verkauf stehen oder ausgegliedert werden könnte, sagte sie: „In der Zukunft geht es darum, wie wir den besten Wert erhalten“, und fügte hinzu, dass Stellantis sich jetzt darauf konzentriere, Verbesserungen bei der Marke voranzutreiben.

„Irgendwann in der Zukunft könnte es einen Punkt geben, an dem wir uns überlegen, was das beste Zuhause für [Maserati] ist“, sagte sie. Sie sagte, dass Maserati jetzt in Segmenten spielt, die seine Stärken hervorheben, nämlich Sportwagen und ein luxuriöses „Mainline“-SUV.

Eine Möglichkeit wäre, Maserati der Luxusmarke Ferrari zu unterstellen, wie unsere Schwesterzeitung Automotive News Europe schreibt. Fiat hat den Sportwagenbauer vor neun Jahren abgespalten und an die Börse gebracht. Er gehört zu den profitabelsten Autobauern der Welt.

Carlos Tavares, CEO von Stellantis, signalisierte später am Tag in einem Telefonat mit Journalisten, dass unrentablen Marken möglicherweise nicht unbegrenzt Zeit gegeben wird, um wieder auf die Beine zu kommen. Maserati ist die einzige Marke, die eine eigene Gewinn- und Verlustrechnung hat.

„Wenn sie kein Geld verdienen, werden wir sie schließen“, antwortete er auf die Frage, ob der Konzern mit seinen 15 Marken zu viele Mäuler zu stopfen habe. „Das ist ganz einfach, denn wir befinden uns in einer sehr schwierigen Übergangsphase, in der wir es uns nicht leisten können, Marken zu haben, die kein Geld einbringen.

Tavares' Antwort kam, nachdem Stellantis die ersten enttäuschenden Ergebnisse in den dreieinhalb Jahren seines Bestehens gemeldet hatte: Der Nettogewinn fiel in den ersten sechs Monaten um 48 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro (6,1 Milliarden Dollar).

Zuvor hatte der Konzernchef erklärt, dass für jede Marke des Unternehmens ein Zehn-Jahres-Strategieplan erstellt wurde und dass die ersten fünf Jahre bereits genehmigt und vollständig finanziert seien.

Es wird einige Jahre dauern, bis Maserati seine Produktpalette wieder aufstocken kann. Neue Produkte werden Maserati wahrscheinlich nicht vor 2027 auf den Markt bringen. Die Elektro-Variante des MC20 soll nächstes Jahr auf den Markt kommen, wird aber wahrscheinlich nur begrenzte Auswirkungen haben. Maserati hat in der ersten Jahreshälfte 97 MC20 in Europa verkauft, gegenüber 202 im gleichen Zeitraum des Vorjahres, wie die Zahlen von Dataforce zeigen.

Ende Januar kündigte Maserati an, dass ein vollelektrischer Nachfolger des großen Crossovers Levante im Jahr 2027 vorgestellt wird, zwei Jahre später als ursprünglich geplant, und dass die nächste Generation der großen Limousine Quattroporte, ebenfalls ein Elektroauto, im Jahr 2028 auf den Markt kommen wird, drei Jahre nach dem ursprünglich geplanten Termin.

Nach Angaben von Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, erwägt Maserati nun, den Levante-Nachfolger nach der großen Limousine im Jahr 2028 auf den Markt zu bringen, wodurch sich die Verzögerung gegenüber dem ursprünglichen Plan auf über vier Jahre verlängern würde.

Der Absatz von Maserati war mit rund 26.000 Einheiten in den Jahren 2023 und 2022 stabil, aber die Rentabilität ist seit der zweiten Hälfte des letzten Jahres bedroht, als die Marge 20 Millionen Euro oder 1,9 Prozent betrug. Maserati erzielte im ersten Halbjahr 2023 einen bereinigten Betriebsgewinn in Höhe von 121 Millionen Euro, fast doppelt so viel wie im gleichen Zeitraum 2022. Die Marge des bereinigten Betriebsgewinns stieg von 6,6 Prozent auf 9,2 Prozent.

Knight sagte im vergangenen Juli, dass Maserati auf dem besten Weg sei, im nächsten Jahr eine „nachhaltige“ Marge von 15 Prozent zu erzielen, und längerfristig eine Marge von 20 Prozent anstrebe. Im Jahr 2020 erklärte Mike Manley, CEO von Fiat Chrysler Automobiles, dass Maserati bis 2025 ein Verkaufsziel von 75.000 Fahrzeugen mit Elektro-Varianten für jedes Modell der Produktpalette habe.