Der Tesla-Werksleiter macht damit nicht nur deutlich, dass der Bau einer weiteren Fabrik mehrere Milliarden Euro kosten würde, sondern nennt auch die Bedingung dafür. "Wir können aufs Gas treten, wenn wir merken, dass wir es brauchen", sagte Thierig, der seit fast 25 Jahren in der Automobilindustrie arbeitet. "Wir produzieren nach wie vor fünf Tage in der Woche dreischichtig und könnten jederzeit wieder hochlaufen."
Tesla lässt Ausbau in Grünheide vorerst ruhen
Die Genehmigungen will das Unternehmen einholen. Doch wann der Ausbau beginnt, ist völlig offen, wie Werksleiter André Thierig sagt.
Der Elektroautomarkt steckt in der Flaute. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres lag die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland im Elektrobereich bei 184.125, darunter 21.249 Mal Tesla, wie aus Zahlen des Kraftfahrtbundesamts hervorgeht. Im Vorjahreszeitraum sah es besser aus: Damals wurden 220.244 E-Fahrzeuge zugelassen, darunter 36.384 Teslas.
Tesla stürzte in Deutschland besonders stark ab. Das Model Y, Teslas Bestseller, verlor in den ersten sechs Monaten 2024 rund 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.."
Das von Tech-Milliardär Elon Musk geführte Unternehmen schloss das zweite Quartal in Folge weltweit mit Gewinnrückgang ab. Der zuvor geplante Stellenabbau bei Tesla hatte auch Folgen für Grünheide: "Unsere Planung Anfang des Jahres prognostizierte ein deutlich stärkeres Wachstum, das sich nicht eingestellt hat", sagte Thierig.
"Wir haben die 400 Arbeitsplätze recht schnell und geräuschlos mit einem attraktiven Abfindungsprogramm abgebaut."
Als positives Signal verweist er auf die Produktion für die Britischen Inseln. "Dadurch, dass wir jetzt auch den Rechtslenker-Markt in Großbritannien und Irland aus Berlin heraus bedienen, haben wir aber einen größeren Absatzmarkt, auf den wir direkt zugreifen
In Grünheide in Brandenburg stellt Tesla seit mehr als zwei Jahren Elektroautos her. Dort arbeiten nach Unternehmensangaben knapp 12.000 Beschäftigte. Der Autobauer will die Produktion von hochgerechnet über 250.000 Autos im Jahr perspektivisch auf eine Million Fahrzeuge im Jahr hochfahren.
Der erste Antrag auf umweltrechtliche Genehmigung beim Land Brandenburg zum Ausbau ist gestellt, verzögert sich aber. Dabei geht es zunächst nur um Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden. Dafür erteilte das Landesumweltamt eine vorläufige Genehmigung.
"Wir rechnen damit, dass die erste Teilgenehmigung im September oder Oktober kommen wird", sagte Thierig. Den Zeitplan nennt auch das Landesumweltamt ähnlich. Zwei weitere Anträge sind bisher geplant, dazu würde auch der für die Genehmigung einer neuen Fabrik zählen.
Derzeit laufen die Planungsarbeiten für einen neuen Güterbahnhof. Dafür muss Wald gerodet werden, der im Besitz des Landes ist. «Für den Kauf sind wir im Gespräch mit dem Forst», sagte Thierig.
Der Finanzausschuss des Brandenburger Landtags muss grünes Licht geben - offen ist, ob das noch in dieser Wahlperiode etwas wird. "Dann hätten wir eine Chance, den Kauf eventuell in diesem Jahr noch abzuschließen."
Seit dem Bau gibt es große Bedenken von Umweltschützern und Anwohnern, auch weil das Werk zum Teil im Wasserschutzgebiet liegt. Der Verbrauch von Frischwasser lag im vergangenen Jahr bei unter 500.000 Kubikmeter, das ist deutlich weniger als die vereinbarte Wassermenge pro Jahr.
Pro Auto werden laut Tesla 1,8 Kubikmeter Wasser verbraucht. Das liege deutlich unter dem Schnitt der Autoindustrie, betont das Unternehmen. Der deutsche Autobauer BMW verbrauchte nach eigenen Angaben im Jahr 2023 pro produziertem Fahrzeug 1,78 Kubikmeter Trinkwasser.
Tesla will für den Ausbau nicht mehr Wasser verbrauchen als bisher. Die vertraglich gesicherte Menge reiche auch für eine Million Autos, "weil wir in Zukunft nicht nur unser Prozesswasser, sondern auch unser Sanitärabwasser in der Fabrik recyceln wollen", sagte Thierig. Den Protest sieht er kritisch: "Wir bauen hier Elektroautos, wir sind keine Ölraffinerie oder was auch immer." Das Protestcamp ist allerdings immer noch im Wald nahe der Fabrik. dpa/hev