Lucid-Quartalszahlen: Mehr Verlust trotz mehr Umsatz

Im zweiten Quartal hat Lucid einen Nettoverlust von 790 Millionen Dollar verbucht, obwohl die Limousine Air, das bisher einzige Modell, im gleichen Zeitraum einen Rekordumsatz eingefahren hat. Der Verlust lag um 3,4 Prozent über dem des Vorjahresquartals, obwohl der Umsatz mit 201 Millionen Dollar 33 Prozent höher lag.

Zusätzliches Kapital in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar bekommt der Elektroauto-Hersteller von seinem größten Anteilseigner, dem Public Investment Fund (PIF) von Saudi-Arabien. Dessen Tochtergesellschaft Ayar Third Investment kauft wandelbare Vorzugsaktien im Wert von 750 Millionen Dollar und stellt ein Betrag in gleicher Höhe als Kredit bereit. Die Aktien von Lucid stiegen daraufhin im nachbörslichen Handel am 5. August um 14 Prozent.

"Die heute bekanntgegebene zusätzliche Zusage einer Tochtergesellschaft des PIF in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar wird voraussichtlich mindestens bis zum vierten Quartal 2025 für ausreichend Liquidität sorgen", sagte Gagan Dhingra, Interims-Finanzvorstand von Lucid.

Von April bis Juni hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge 2394 Exemplare der Limousine Air verkauft, so viele wie noch nie in einem Quartal. Die Preisliste für die Oberklasse-Limousine, die gegen Fahrzeuge wie Tesla Model S, Mercedes EQE und BMW i5 antritt, beginnt auf dem Heimatmarkt USA bei 71.400 Dollar, in Deutschland startet sie bei 85.000 Euro. Noch im Laufe dieses Jahres soll die Produktion des SUVs Gravity beginnen, dessen Startpreis bei knapp 80.000 Dollar liegen soll.

Ab Ende 2026 will Lucid ein Mittelklasse-Modell für weniger als 50.000 Dollar auf den Markt bringen. Dafür sind zusätzliche Investitionen nötig.

"Dies ist ein kapitalintensives Geschäft, und wir müssen mehr Geld beschaffen", sagte Peter Rawlinson, CEO von Lucid, Mitte Juli gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der saudi-arabische Public Investment Fund werde ein langfristiger Partner bei der Entwicklung neuer Elektromodelle von Lucid bleiben.

Das Stammwerk von Lucid befindet sich in Casa Grande, Arizona. Eine kleine Anlage in Saudi-Arabien übernimmt die Endmontage der vormontierten Airs, die aus Arizona geliefert werden.

Im Vergleich zum Air erreicht der Gravity einen sechsmal größeren potenziellen Markt, da die amerikanischen Verbraucher Crossover gegenüber Limousinen bevorzugen, sagte Rawlinson. Die ersten Vorserienmodelle des Gravity sind am 31. Juli in Arizona vom Band gelaufen.

Lucid ist wie Rivian ein amerikanisches E-Auto-Start-up, das im Zuge des Erfolges von Tesla gegründet worden ist. Der große Durchbruch ist bisher ausgeblieben, allerdings bietet Lucid bisher auch keine Volumenmodelle an und hat mit Saudi-Arabien einen finanzstarken Partner im Rücken. Eine Insolvenz wie jüngst bei Fisker droht deshalb nicht. Auf der anderen Seite ist inzwischen die Konkurrenz deutlich stärker als zu den Anfangszeiten von Tesla vor zehn Jahren.