Verbot fossiler Kraftstoffe ab 2045: Warum der VDA das fordert

Die Elektromobiltät kommt, daran gibt es keinen Zweifel. Alle Autohersteller haben viele Milliarden Euro in die neue Technologie investiert. Sie wird sich früher oder später durchsetzen. Doch selbst wenn 2035 in der Europäischen Union Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor endgültig verboten werden sollten, so werden noch bis weit in die 2040er Jahre Millionen Pkw auf deutschen Straßen Benzin oder Diesel tanken.

Für sie fordert der Branchenverband VDA jetzt ehrgeizigere Ziele in Sachen erneuerbare Kraftstoffe. Und im Rahmen dieser  Kraftanstrengung will der VDA fossile Kraftstoffe ab 2045 verbieten lassen. 

"Nur mit einem Kurs, der technologieoffen alle Lösungspotenziale zulässt, kann Europa seine CO2-Reduktionsziele erreichen", so VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Die Politik sei aufgefordert, Anreize für den Hochlauf erneuerbarer Energieträger festzuschreiben und somit Investitionen zu gewährleisten und zu fördern.

Während bei der Flottenregulierung sehr scharfe Ziele vorgegeben seien, gelte dies bisher noch nicht in gleichem Maß für erneuerbare Kraftstoffe. Von den Herstellern setzt bisher lediglich Porsche konsequent auf den Einsatz von E-Fuels.

Konkret bezieht sich der VDA auf die Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) in nationales Recht, die bis 21. Mai 2025 erfolgen muss. Hier gibt es zwar Mindestvorgaben für den Einsatz von fortschrittlichen Biokraftstoffen oder E-Fuels. Diese gehen dem VDA aber nicht weit genug.

„Für Investitions- und Planungssicherheit muss die Politik jetzt schon einen langfristigen regulatorischen Rahmen mit Zwischenzielen für 2035 und 2040 schaffen, ähnlich wie für den Schiffs- und Flugverkehr“, so Müller.

Ziel aller politisch denkbaren Instrumente müsse ein schneller und skalierbarer Technologie- und Markthochlauf sein. Experten bezweifeln allerdings, ob dies der richtige Weg ist. Der Europäische Rechnungshof sieht beide Kraftstoffarten als nicht zielführend an, weil sie nicht ausreichend vorhanden seien.

„Auch unsere Informationen zeigen, dass wir für den Straßenverkehr auf absehbare Zeit keine ausreichenden Mengen und auch nicht zu marktfähigen Preisen bekommen werden", sagt Franz Loogen, Chef der Automotive-Agentur eMobil-BW des Landes Baden-Württemberg.

Selbst die Flugindustrie befürchte, dass sie mit den verfügbaren Mengen ihre Quoten nicht erreichen könne. "Insofern darf man keine Illusion aufbauen, dass synthetische Kraftstoffe einen relevanten Beitrag zur CO2-Emissionssenkung kurzfristig liefern werden. Ehrlicherweise müssen wir schon heute, zusätzlich zur Elektromobilität, die Anstrengungen im Bereich von Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe verstärken.“ Die dafür bereitgestellten Mittel des Bundes seien allerdings geringer als früher erwartet.

Laut VDA sollen ab 2045 keine fossilen Kraftstoffe mehr an Tankstellen verkauft werden dürfen. Zu diesem Zeitpunkt will Deutschland klimaneutral sein, fünf Jahre früher als vom Pariser Klimaabkommen vorgesehen. Ein konkreter Hebel sind beispielsweise die Quoten zur Minderung von Treibhausgasen (THG).

So müsse zur Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor bereits 2030 eine Minderung von real 30 Prozent erzielt werden. Unter Berücksichtigung der Mehrfachanrechnungen sei im Gesetz eine THG-Minderung von 35 Prozent festzulegen. Die Mehrfachanrechnungen müssten schrittweise zurückgefahren werden, da sie die Realität verzerren.

Um die Abweichung zwischen virtuellem und realem Klimaschutz zu schließen, sollten Mehrfachanrechnungen im Rahmen des Reviews der RED (2027) überprüft und idealerweise bis 2030 abgeschafft werden – nicht jedoch für Wasserstoff. Die kombinierte Unterquote für fortschrittliche Biokraftstoffe und solche mit nicht biogenem Ursprung wie beispielsweise E-Fuels sollte laut VDA getrennt werden und beide Kraftstoffe eigene Mindestzielen erhalten, die jeweils deutlich höher liegen als bisher. Nur so könnten Betreiber von Anlagen für E-Fuels zu Investitionen bewogen werden, die meist im dreistelligen Millionenbereich liegen.

Der Hochlauf von erneuerbaren Kraftstoffen als Beitrag zur THG-Minderung im Verkehrssektor muss laut VDA regulatorisch unterstützt werden. Mögliche Optionen seien Ordnungspolitik, Steuerpolitik oder Ausschreibungsmodelle.

Bei den Quoten zur THG-Minderung handle es sich um eine Maßnahme, die Anreize für große Investitionen schaffe, ohne dass der Staat hierfür eine finanzielle Förderung leisten müsse. Insgesamt will der VDA mit den Forderungen auch die Mineralölindustrie stärker in die Pflicht nehmen.