Autohandel: Für eine gute Rendite wird Größe immer wichtiger

Das deutsche Kfz-Gewerbe kehrt in die Normalität zurück. Nachdem Corona und Lieferengpässe für die Autohäuser zu einer Sonderkonjunktur geführt hatten, sind die Gewinne im vergangenen Jahr wieder zurückgegangen.

Das gilt vor allem für die Erträge im Handel mit Neu- und Gebrauchtwagen. Die Gewinne im Werkstattgeschäft blieben verhältnismäßig stabil, und im Teilehandel verbuchten die Betriebe sogar ein leichtes Plus.

Im Durchschnitt erzielten die Kfz-Betriebe im vergangenen Jahr einen Vorsteuergewinn (EBT) von 1,7 Prozent. Im Jahresvergleich entspricht dies einem Rückgang von 0,2 Punkten. Dabei zeigte sich ein weiteres Mal: Mit der Größe steigt auch der Gewinn.

Die Top-100-Händler kamen im Durchschnitt auf ein Vorsteuerergebnis von 2,5 Prozent, allerdings waren es zwölf Monate zuvor noch 3,1 Prozent. Ähnlich entwickelten sich die 20 größten Autohausgruppen: Sie mussten im vergangenen Jahr einen Gewinnrückgang von 0,7 Prozentpunkten auf 2,7 Prozent wegstecken.

Das zeigt der Händlergruppen-Monitor 2024 des Geislinger Instituts für Automobilwirtschaft (IfA), über den die Automobilwoche exklusiv berichtet.

"Die höheren durchschnittlichen Umsatzrenditen in den vergangenen Jahren dürften vor allem aus der relativ komfortablen Ertragssituation im Premiumsegment resultieren", sagt IfA-Direktor Stefan Reindl.

Das Segment sei sowohl in den Top 20 als auch in den Top 100 überproportional vertreten. In Zeiten mit geringen Rabatten und dem Fokus auf margenstarken Fahrzeugen haben sie davon profitiert.

Das war nicht immer so, wie die Jahre zuvor zeigen. Entscheidend ist die konsequente Nutzung von Synergie- und Skaleneffekten. Gerade im Handel wirkten sich die Größenunterschiede der Autohäuser zuletzt massiv auf die Erträge aus.

Die Ergebnisse großer Autohausgruppen übertreffen den Branchenschnitt im Neuwagenvertrieb um mehr als das Doppelte. Über alle Unternehmensgrößen hinweg erzielten Autohäuser im Neuwagenhandel ein Vorsteuerergebnis von 2,6 Prozent. Dagegen kamen die Top-100- Händler auf 5,6 Prozent und die 20 Handelsriesen sogar auf 7,6 Prozent.

Dabei entwickelten sich die beiden Gruppen konträr: Während die Top-20-Händler im vergangenen Jahr einen deutlichen Gewinnrückgang von 1,4 Prozentpunkten hinnehmen mussten, konnten die Top 100 ihren Vorsteuergewinn sogar um 0,2 Punkte steigern. Entscheidender Faktor: das Absatzmengengerüst.

"Dieses stand gerade bei den absatzstarken Autohausunternehmen angesichts der Lieferengpässe 2023 stärker unter Druck als bei den absatzschwächeren Automobilhändlergruppen, die sich auf Basis ihrer Markenportfolios tendenziell in Schlagweite zur Margenstabilität des Branchendurchschnitts bewegen", so Reindl.

Doch nicht nur in den Showrooms wirken sich die Größenunterschiede deutlich aus, auch im Servicegeschäft sind Abweichungen nachvollziehbar. Bei den Top-100-Händlern bleibt im Werkstattgeschäft (Ersatzteil- und Zubehörbereich) nahezu ein Viertel als Vorsteuergewinn übrig (23,8 Prozent). Damit liegen die großen Player deutlich über dem Branchenschnitt: Mit 12,5 Prozent lag er 2023 rund 2,7 Punkte unter dem Vorjahr.

IfA-Projektleiter David Sosto Archimio kennt die Ursachen: "Es sind vor allem die mittlerweile sehr großen Werkstatt-Betriebseinheiten der Top-100-Autohausunternehmen, die zu stabileren Mengengerüsten bei der Bewältigung von Werkstattaufträgen beitragen." Ein entscheidendes Kriterium für das Flottengeschäft.

Bei den immensen Ergebnis-Unterschieden verwundert es wenig, dass seit Jahren ein Trend zur Größe anhält. Das gilt auch für das vergangene Jahr.

Allerdings waren die Zuwächse der IfA-Top-100-Händler (ohne Emil Frey Deutschland, die keine Zahlen liefern) im Neuwagengeschäft im vergangenen Jahr klein: Mit 825.567 verkauften Neuwagen (Vorjahr: 771.506 Pkw) lag der Anteil bei 29 Prozent (Vorjahr: 29,1 Prozent). Damit erzielten sie einen Umsatz von 59,1 Milliarden Euro, was einem Anteil von 29 Prozent entspricht (Vorjahr: 27,3 Prozent).

"Die Performance der großen Händlerunternehmen im vergangenen Jahr lässt so den Schluss zu, dass sich die großen Händler in einem Markt, der durch hohe Wettbewerbsintensivität und ein gesamtwirtschaftlich schwieriges Umfeld geprägt ist, nicht nur behaupten können. Sie weisen demnach ein hohes Maß an Stabilität bei ihrer Absatztätigkeit auf", sagt Reindl.

Langfristig sind die Zuwächse der großen Autohausgruppen Deutschlands deutlich größer. Der Neuwagenabsatz der Top-100-Unternehmen lag im Jahr 2013 mit 601.450 Fahrzeugen mehr als 200.000 Einheiten niedriger als 2023 (825.567 Pkw).

Der Marktanteil ist in dieser Dekade von 20,4 Prozent im Jahr 2013 auf nunmehr 29 Prozent angestiegen. Ein ähnliches Bild – allerdings mit höherer Dynamik – zeigt sich auch bei den Top-20-Händlern: Im Jahr 2013 erzielten sie im Neuwagenbereich einen Marktanteil von 8,7 Prozent, zehn Jahre später waren es 14,9 Prozent.