Carlos Tavares hat Stellantis geschmiedet und zu Rekordgewinnen geführt. 2024 läuft es allerdings nicht gut. Trotz seiner Verdienste wird jetzt an seinem Stuhl gesägt.
Carlos Tavares: Der Effizienz-König könnte einem Agenturbericht zufolge selber Opfer des Effizienzdenkens werden. Aufsichtsratschef John Elkann sucht demnach nach einem Nachfolger.
Carlos Tavares hat die Stellantis-Gruppe erschaffen und zu hohen Erlösen und Gewinnen geführt. Nun soll er auf's Altenteil geschickt werden, wenn sein aktueller Vertrag im Januar 2026 ausläuft, so berichtet zumindest die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Der Aufsichtsratschef John Elkann habe die Suche nach einem Nachfolger eingeläutet, heißt es unter vager Berufung auf "Personen, die nicht genannt werden wollen." Elkann sei wegen des stotternden US-Geschäfts unzufrieden, heißt es.
Berichte über das Karriere-Ende erfolgreicher Top-Manager sind in aller Regel von Interessen geleitet und in hohem Grade spekulativ. Das dürfte auch im Falle von Tavares der Fall sein, denn die Faktenlage spricht eher für eine Verlängerung seines Vertrages als für ein Auslaufen.
Die Fusion von PSA und FCA im Jahr 2021 war ein Coup - und eine historische Weichenstellung, die ihrer Zeit voraus war. Immer deutlicher wird, dass die Transformation der Automobilindustrie nur gelingen kann, wenn eine kritische Masse vereint wird.
Anfang diesen Jahres feierte Stellantis noch eine Rekordbilanz für das Jahr 2023: Die operative Marge stieg drei Jahre nach der Gründung des Konzerns auf 12,83 Prozent, der Nettogewinn kletterte um elf Prozent auf 18,6 Milliarden Euro und der freie Cashflow, mit dem Unternehmen beweglich auf "Opportunitäten" im Markt reagieren können, sauste um 19 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro.
Mit solchen Zahlen wird eigentlich kein Manager von Bord geworfen.
Allerdings ist seit Jahresbeginn eine Menge passiert. Der Nettogewinn von Stellantis brach im Halbjahr um satte 48 Prozent ein auf 5,6 Milliarden Euro. Der Umsatz sackte um 14 Prozent ein, die operative Marge liegt nur noch bei zehn Prozent.
Tavares selbst hatte die Halbjahreszahlen als "enttäuschend und erniedrigend" bezeichnet. Allerdings seien die Probleme identifiziert und auf dem Weg, ausgeräumt zu werden.
Das ist ein Versprechen, auf das sich Aufsichtsratschef Elkann zum Jahresende berufen wird, wenn die Entscheidung näher rückt, ob der 66-jährige Tavares weiterhin den Tanker Stellantis lenken wird. Das zweite Halbjahr 2024 wird über Tavares letzten Jahre in der Autobranche entscheiden.
