Werke dicht, Jobabbau: Was Zulieferer in der Krise stattdessen tun können

Viele Autozulieferer stehen derzeit unter großem Druck und greifen zu altbekannten Sparmitteln, um sich aus ihrer Notlage zu befreien. Neben der Restrukturierung mit klassischen Maßnahmen wie Kostensenkung und dem Abbau von Arbeitsplätzen werden Standorte verkauft oder geschlossen.

Peter Russo, Professor für Innovation und Transformation sowie Geschäftsführer der TheFutureFactory, macht sich für einen sogenannten "vierten Weg" stark. Bei diesem kommen auch Unternehmen aus anderen Branchen als Interessenten für Zulieferer-Standorte ins Spiel.

Russo geht davon aus, dass die Kapazitäten in der Zulieferbranche nicht mehr ausgelastet werden können, die traditionellen Wege "Fix-it" beziehungsweise "Sell-it" nicht mehr funktionieren und eine Standort- oder Werksschließung "immer die teuerste Variante ist".

Aber die Zulieferer beschäftigen hoch qualifiziertes Personal und verfügen über Standorte mit einer in der Regel "vorzüglichen Infrastruktur". Das sei genau das, was Unternehmen aus Zukunftsindustrien wie der Robotik- und Automatisierungsindustrie, der Medizintechnik oder der Rüstungsindustrie für ihr Wachstum suchen.

Der vierte Weg ziele darauf ab, die Arbeitsplätze zu erhalten, um nicht bei einem Verkauf noch Geld als Mitgift an den Käufer mitzugeben. Vielmehr sollte bei den Zulieferern darauf hingearbeitet werden, dass der Geschäftsbereich oder der Standort einen neuen Eigentümer außerhalb der Automobilindustrie findet.

Um dafür die Voraussetzung zu schaffen, wird im Vorfeld ein Transformationskonzept erarbeitet, das in einem Geschäftsplan und einem Finanzierungsmodell gipfelt.

Doch es geht auch ohne Eigentümerwechsel. Ein Beispiel dafür ist die Partnerschaft des Zulieferers Vitesco Technologies mit dem Dresdner Unternehmen Sunfire. Vitesco, mittlerweile in Schaeffler aufgegangen, fertigt dabei am Standort Limbach-Oberfrohna für Sunfire Elektrolyseure für die Wasserstoffproduktion.

Zudem gibt es die Möglichkeit, dass Zulieferer ihre Bereiche selbst transformieren. So hat Webasto sein Werk in Schierling umgebaut. Als Produktionsstätte für Schiebe- und Panoramadächer gestartet, ist der Standort in der Oberpfalz mittlerweile das globale Kompetenzzentrum für die Batterieentwicklung des Zulieferers.

Dort werden Akkusysteme für Nutzfahrzeuge und Pkw hergestellt. Bis 2027 will Webasto über 90 Millionen Euro in den Ausbau des Werks investieren.

Russo bedauert, dass sich die allermeisten Zulieferer neuen Ideen verschließen, in tradierten Denkmustern verhaftet sind und sich damit abfinden, dass Standorte geschlossen werden. "In unserer Kultur sind wir zwar gut darin, Erfolgreiches weiter zu verbessern, aber nicht darin, radikal Neues zu entwickeln."