Drei Werke dicht, Tausende Jobs weg: Schreckensszenarien über VW kursieren. Die helfen niemandem weiter. Jetzt kommt es auf etwas anderes an, schreibt Automobilwoche-Herausgeber Burkhard Riering.
Betriebsratschefin Daniela Cavallo auf einer Videoleinwand während einer Betriebsversammlung in Wolfsburg.
Es ist ein öffentlicher Schlagabtausch. Nachdem die Volkswagen AG vor einigen Wochen ausholte und eine Drohkulisse mit Jobstreichungen und Werksschließungen aufbaute, keilte der Betriebsrat jetzt zurück mit noch schlimmeren Szenarien.
Viele Medien nahmen Aussagen von Betriebsratschefin Daniela Cavallo auf, als sei schon alles beschlossen: „VW schließt drei Werke in Deutschland“. Eine PR-Schlacht, die am Ende wohl niemandem hilft.
Dahinter steckt die Strategie, durch Worst-Case-Szenarien die Gegenseite zu Zugeständnissen am Verhandlungstisch zu bewegen. Um eine größere Werksschließung in Deutschland zu vermeiden, müsste die Arbeitnehmerseite Nullrunden und Gehaltsverzicht zustimmen und VW wiederum dies als ausreichend anerkennen.
Die Produktivität von VW muss steigen. Da führt kein Weg dran vorbei. Die Überkapazitäten in Deutschland sind übrigens schon so lange bekannt, dass man sich eher wundert, wie das überhaupt so lange gutgehen konnte.
Dass die Not groß ist, zeigten die Zahlen des dritten Quartals. Der Gewinn von VW zwischen Juli und September um fast zwei Drittel ein. Weniger verkaufte Autos bei gleichzeitig immensen Abfindungen und höheren Investments – da können keine guten Zahlen rauskommen. VW will aber jetzt alles auf den Tisch legen statt weiter herumzuwursteln.
Betriebsrat und Gewerkschaften haben sich jedenfalls positioniert. Es wurden Schreckensszenarien entworfen und die Arbeitnehmer mobilisiert, aber bislang keine Lösungen außer „Weiter so“ präsentiert. Und „Weiter so“ ist eben keine Option.
Dem Dialog verschließen kann sich keine Seite in den nächsten Tarifrunden. Ziel muss es sein, Volkswagen auf gesunde Beine zu stellen. Sonst haben wirklich alle verloren: das Unternehmen, die Belegschaft, das Management, die Familien und der Standort Deutschland.
