Die durch die Pandemie ausgelöste Chipkrise ist überstanden. Glaubt man NXP-Technikchef Lars Reger, geht die Branche sogar gestärkt aus dem Tal hervor.
Herr Reger, aktuell gibt es einige Baustopps bei angekündigten Chipfabriken. Ist das ein Anzeichen dafür, dass der Bedarf der Autoindustrie an Chips gesunken ist?
Nein, ganz im Gegenteil. Wir sowie auch einige Analysten erwarten, dass sich der globale Halbleitermarkt innerhalb der nächsten Dekade auf bis zu 1,2 Billionen Dollar nahezu verdoppeln wird. Denn es besteht weiterhin die Notwendigkeit, das Ökosystem der Halbleiterhersteller zu stärken und zu modernisieren, um die Widerstandsfähigkeit der Lieferketten zu erhöhen.
Sie sprechen die Lieferkette an. Wie sehen die aktuellen Veränderungen aus? Ist die Lieferkette resilienter geworden?
Die globale Lieferkette wird immer widerstandsfähiger, und dieser Trend wird sich auch weiterhin fortsetzen, da in den nächsten Jahren immer mehr neue Produktionsstätten und -anlagen in Betrieb genommen werden. Unser Joint Venture ESMC in Dresden beispielsweise soll eine monatliche Produktionskapazität von 40.000 Stück bei 300-Millimeter-Wafern (zwölf Zoll) haben, darunter auch Lösungen für die Automobilindustrie.
Die Halbleiterindustrie hat also einiges aus der Krise gelernt?
Definitiv. In den letzten Jahren hat die globale Halbleiterindustrie vor allem gelernt, wie sehr sie von einer engeren Zusammenarbeit mit Partnern, Kunden und Regierungen profitieren kann. Das ist entscheidend, um die Widerstandsfähigkeit unserer Branche in allen Regionen der Welt zu stärken. Durch neue Partnerschaften mit Regierungen weltweit und die damit einhergehenden Investitionen konnte unsere Branche die Lieferkette gezielt stärken und von geopolitischen Faktoren unabhängiger machen.