Jobabbau bei Ford: Entwicklung in Köln vor dem Aus

Ford will an seinem Standort in Köln in allen Bereichen Stellen abbauen. Das wurde bei einer Betriebsversammlung am Mittwoch bekannt. Einige Produktionsbereiche sollen verlagert, andere möglichst verkauft werden. Von der Entwicklung soll bis auf ein kleiner Rest fast nichts mehr übrig bleiben.

In der vergangenen Woche hatte die Geschäftsführung von Ford in Europa angekündigt, bis Ende 2027 rund 4000 Jobs in Europa zu kappen - davon 2900 in Deutschland.

Bereits bei der Vereinbarung des Restrukturierungsplans "Ford Future" im Februar 2023 war der freiwillige Abbau von 2300 Stellen vereinbart worden. Davon sind bereits 1800 sozialverträglich reduziert worden. Insgesamt sind in Köln derzeit noch rund 13.000 Mitarbeiter beschäftigt.

"Es ist keine typische Verkleinerung mehr, sondern es sollen diesmal ganze Bereiche nicht mehr betrieben werden", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Benjamin Gruschka vor rund 8000 Mitarbeitern.

„Der brutale Abbauplan, den uns die Geschäftsführung vorlegt, gefährdet nicht nur unsere Arbeitsplätze, sondern auch die gesamte Zukunft unsere beiden Standorte in Köln", befürchtet der Gewerkschafter.

Für die Zukunftsfähigkeit besonders bedeutsam ist eine eigene Entwicklungsabteilung. Ford hat in seinem einst komplett ausgestatteten Entwicklungszentrum in Köln-Merkenich bereits mehr als die Hälfte der ursprünglich vorhandenen Stellen gekappt, nun sollen weitere Bereiche hinzukommen.

Den Arbeitnehmern in Köln ist das Schicksal der Entwicklung von Opel in Rüsselsheim ein warnendes Beispiel. Der Verlust der meisten Kompetenzen dort hat Opel zu einer gewöhnlichen Marke im Stellantis-Konzern gemacht, die bis auf das Design kaum mehr eigenständige Entwicklungspfade einschlagen kann.

Nach Angaben des Ford-Betriebsrates soll unter anderem die Abteilung gestrichen werden, die sich mit dem Bereich Autonomes Fahren beschäftigt. Sie hat Entwicklungen des Konzerns an die europäischen Anforderungen angepasst.

Im John Andrews Entwicklungszentrum verfügt Ford unter anderem über Klimahallen, die die Fahrzeuge mit Eis überziehen oder mit Hitze malträtieren können.

2021 hatte der Autobauer noch 2021 rund eine Milliarde Dollar investiert, um dort auf Basis des Modularen Elektrobaukastens (MEB) von VW das erste europäische E-Modell Explorer zu entwickeln. Damals hatte Ford die Weichen für eine rein elektrische Zukunft gestellt.

Bei der Betriebsversammlung warf der Betriebsrat der Geschäftsführung strategisches Versagen vor. „Der aktuelle Stellenabbau ist das Resultat strategischer Entscheidungen, die bereits im Frühjahr 2024 in den USA geschmiedet wurden. Offenbar versucht der Konzern von eigenen Versäumnissen abzulenken," sagte Gesamtbetriebsratschef Gruschka.

Der Vertrauenskörperleiter der Ford Werke, David Lüdtke, sagte der Automobilwoche: "Wir sehen nicht, dass der erneute Stellenabbau irgendwohin führt. Deshalb wird es mit uns keine Gespräche zu einem weiteren Stellenabbau auf freiwilliger Basis geben."

Die im vergangenen Jahr geschlossene Betriebsvereinbarung sieht vor, dass bis 2032 keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden. Ohne neue Modelle für Europa habe Ford in Europa keine Perspektive, sagte Lüdtke.

Es brauche wieder bezahlbare Klein- und Kompaktmodelle im Portfolio. "Die Entwicklung ist jetzt schon auf ein Minimum zurückgefahren. Wir fordern Entwicklungsaufträge für neue Modelle."

Die Gewerkschafter forderten die Geschäftsführung ultimativ auf, die Streichpläne "bis zur nächsten (Betriebs-) Versammlung am 10. Dezember zurückzunehmen" und eine zukunftsfähige Strategie vorzulegen.